07.06.2010 (fjh)
Fördermittel von 84.000 Euro für ein Forschungsprojekt hat dasBundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) der
Universitätsstadt Marburg über sein Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) mit Bewilligungsbescheid vom Dezember 2009 Zur Verfügung gestellt. Das hat Bürgermeister Dr. Franz Kahle am Montag (7. Juni) mitgeteilt.
Das Projekt "Energetische Stadterneuerung Marburg an der Lahn" ist Teil eines Forschungsprogramms, an dem bundesweit 16 Kommunen teilnehmen. Marburg wurde als einzige Kommune aus den alten Bundesländern ausgewählt.
Damit honoriert der Bundesgesetzgeber das Engagement der Stadt für den Klimaschutz. Marburgs Bundestagsabgeordneter Sören Bartol erinnerte daran, dass die Marburger Solarsatzung im politischen Berlin sehr aufmerksam zur Kenntnis genommen wurde.
Ziel des Forschungsprojekts ist es, im nördlichen Innenstadtbereich Möglichkeiten der energetischen Erneuerung zu überprüfen und konkrete Maßnahmen aufzuzeigen. Das betroffene Gebiet reicht von der Wolfstraße und der Biegenstraße bis zum Nordviertel und der Elisabethmühle am Wehrdaer Weg sowie dem Areal am unteren Ortenberg rund um die Waggonhalle bis hin zum Pilgrimstein auf der gegenüberliegenden Seite des Lahntals. In diesem Quartier leben rund 2.500 Menschen.
Die Arbeiten am Marburger Forschungsprojekt haben im Februar 2010 begonnen. Sie sind bis Ende Mai 2011 terminiert.
Für das ausgewählte Quartier soll eine Planung erarbeitet werden, wie bis zum Jahr 2015 der Anteil erneuerbarer Energien auf 50 Prozent erhöht werden kann. Zugleich soll eine Energie-Einsparung von 50 Prozent erreicht werden. Gleichzeitig soll überprüft werden, welche technischen und rechtlichen Instrumente genutzt werden müssten, um solche Planungen in einer Innenstadt umzusetzen.
Das Forschungsprojekt wird im technischen Teil vom Fachgebiet "Entwerfen und Energie-effizientes Bauen“ der Technischen Universität Darmstadt begleitet. Die TU Darmstadt kann - wie Mirka Kreiner mitteilte - mit ihrem prämierten "Energie-Plus-Haus" ihre Erfahrungen mit einbringen. Sie will Antwort auf die Frage erarbeiten, welches energetische Konzept für das Marburger Quartier am sinnvollsten ist.
"Auch der Qualität der energetischen Erneuerung kommt große Bedeutung zu", erklärte Bartol.
Für die Philipps-Universität wird die Staatsrechtlerin Prof. Monika Böhm den rechtlichen Teil bearbeiten: Welche Möglichkeiten bietet das geltende Recht für energetische Erneuerungen?
Für derartige Maßnahmen bei Neubauten sind bereits rechtliche Instrumente vorhanden. Für Bestandsgebäude, die etwa 85 Prozent der Bausubstanz ausmachen, sei das jedoch schwieriger. Es gelte also, aufzuzeigen, wo rechtliche Lücken vorhanden sind und wie sie geschlossen werden könnten.
Auch Bartol unterstrich, dass man mit den vorhandenen rechtlichen Grundlagen im energetischen Bereich nicht im wünschenswerten Umfang vorankomme. Dieser Einschätzung schloss sich auch Kahle an: "ein Prozent energetische Erneuerung im Bestand pro Jahr ist zuwenig!"
Bei allen rechtlichen Überlegungen spiele auch die Frage der Zumutbarkeit eine wichtige Rolle. Darüber hinaus erinnerte Baudirektor Jürgen Rausch daran, dass ebenso für den vorhandenen Zielkonflikt zwischen Denkmalschutz und energetischer Erneuerung akzeptable Lösungen gefunden werden müssen.
Eine enge Zusammenarbeit erfolgt auch mit der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus, die vom Ministerium mit der Forschungsbegleitung für das Gesamtprojekt beauftragt ist. Das Bundesministerium erhofft sich aus diesem Forschungsprojekt Rückschlüsse und Anregungen für erforderliche Änderungen der gesetzlichen Grundlagen insbesondere des Baugesetzbuchs.
pm: Stadt Marburg
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