01.06.2010 (ms)
Mit großer Sorge verfolgt der Regionalausschuss Marburg der Industrie- und Handelskammer Kassel (IHK) die Aufstellung und die Beratung zum Bebauungsplan Nummer 2/4 "Campus Firmanei - Universitätsbibliothek". Zwar sei es grundsätzlich zu begrüßen, dass die intensiv frequentierte Universitätsbibliothek zurück in die Innenstadt verlagert werden soll und damit auch eine erhöhte Kunden- und Besucherfrequenz in die eigentliche Innenstadt fließt. Insgesamt sei der Bebauungsplan jedoch nur halbherzig aufgestellt worden.
Besonders kritisierte die IHK, dass auf dem Gelände selbst, aber auch auf dem angrenzenden Innenhof der ehemaligen Kinderklinik keine Tiefgaragenplätze für Besucher oder auch für Touristen und Einkäufer vorgesehen sind. Die Argumentation, wonach Individualverkehr aus dem Lahntal herausgehalten werden soll, gehe an den Verkehrsbedürfnissen der Marburger Bevölkerung und der auswärtigen Besucher völlig vorbei.
Darüber hinaus nehme der Bebauungsplan auch nicht Rücksicht auf die zukünftigen Anforderungen an die innerstädtische Urbanität, die auch von kleinen Elektrofahrzeugen geprägt sein wird. Weder enthält der Bebauungsplan Parkplätze für Elektrofahrzeuge und Ladestationen, noch geht er nach Meinung der IHK auf die bald zu erwartenden neuen Entwicklungen ein.
Vor diesem Hintergrund handele es sich um einen - für das Marburg der letzten zwanzig Jahre typischen - Bebauungsplan, der rückwärts gewandt sei und künftige Entwicklungen -, insbesondere im Verkehrssektor - nicht antizipiere. "Marburg darf nicht die Stadt der verpassten Gelegenheiten bleiben", erklärte der Regionalauschuss.
Er forderte die Gelegenheit beim Schopfe zu ergreifen und den Campus Firmanei nicht nur für die universitären Nutzungen, sondern auch für die Nutzung durch die Bürgerinnen und Bürger fit zu machen und entsprechende Einrichtungen für den ruhenden Verkehr vorzusehen. Das Argument "Feinstaub-Belastung“ erledige sich durch den - inzwischen eingetretenen - technischen Fortschritt mit Fahrzeugen der Norm "Euro 5" und die künftig zu erwartende Verbreitung von Elektrofahrzeugen auf kurze bis mittlere Sicht ohnehin von selbst. Solche Argumente hätten daher keinen Platz mehr in Bebauungsplänen, deren Auswirkungen weit in die Zukunft reichen.
Für die Wirtschaftsferne der Planung sprechen nach Ansicht der IHK auch Festlegungen zum Thema Einfriedungen oder der Größe von Werbe-Anlagen. Sie sollen nicht im Vorfeld festgeschrieben, sondern mit den Betroffenen abgesprochen und an deren Bedürfnisse angepasst werden. Der Regionalausschuss empfahl daher eine gründliche Überarbeitung des vorliegenden Werkes.
pm: Industrie- und Handelskammer Kassel
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