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Hinreichend gedacht


Weitgehende Einigkeit bei Diskussion über Hochschulpakt

28.05.2010 (fjh)
"Bildung ist in den vergangenen Jahren ein bedeutendes Politik-Feld geworden." Mit diesen Worten umriss Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause eine Botschaft aus einer Diskussionsveranstaltung am Donnerstag (27. Mai) zum Hessischen Hochschulpakt.
Eingeladen dazu hatte das Präsidium der Philipps-Universität in die Aula der Alten Universität. Über 200 Interessierte debattierten unter der Moderation von Prof. Dr. Mathias Bös mit der Hochschulleitung und Vertretern von Studierenden und Fachbereichen über die aktuelle Bildungspolitik und die angekündigten Kürzungen.
"Eine offene Diskussion ist die Voraussetzung dafür, geschlossen gegen Kürzungen im Bildungs- und Wissenschaftsbereich vorzugehen, aber auch gegen - daraus resultierende - konkrete Mißstände in Marburg", hatte Krause die Initiative zu der Veranstaltung begründet. Zusammen mit den anderen Podiumsteilnehmern nahm sie eine bildungs- und gesellschaftspolitische Einschätzung des Hessischen Hochschulpakts vor.
Die Vereinbarung war am Dienstag (18. Mai) unterschrieben worden. Sie verpflichtet die hessischen Hochschulen zu einer Budget-Kürzung von über 30 Millionen Euro pro Jahr.
Dem stehen steigende Leistungsanforderungen gegenüber, die auf die Universitäten zukommen. Unter anderem rechnet man mit höheren Studierenden-Zahlen aufgrund der doppelten Abitur-Jahrgänge, die demnächst ins Studium drängen.
Gemeinsam mit dem Auditorium suchten die Podiumsteilnehmer nach einem Weg, wie den Argumenten für ein größeres Gewicht von Bildung und Wissenschaft in der Politik Gehör zu verschaffen sei. Viele Wortmeldungen hoben hervor, die angekündigten Kürzungen verdankten sich nicht fiskalischen Zwängen, sondern politischem Kalkül.
"Was wir jetzt erleben, ist die logische Konsequenz einer seit langem vorherrschenden Tendenz, das Bildungswesen zu privatisieren", erklärte zum Beispiel Stephanie Dziuba-Kaiser. Sie ist studentisches Mitglied im Senat der Philipps-Universität.
Prof. Dr. Rachid Ouaissa kam aufgrund internationaler Vergleichszahlen zu einem ähnlichen Schluss: "Für die Akteure im Bildungsbereich ist typisch, dass sie sich als Wähler sehr uneinheitlich verhalten. Dieser Mangel an Homogenität schwächt", ergänzte der Politologe aus dem „Centrum für Nah- und Mitteloststudien (CNMS).
So bleibt die Frage: Was tun?
Die Diskutanten teilten die Einschätzung der Präsidentin, dass man "trotz aller Kritik an der Unterzeichnung des Hochschulpakts nicht dem Kalkül der Landesregierung folgen dürfe, die politische Auseinandersetzung in lang anhaltende hochschulinterne Konflikte und Zerwürfnisse zu transformieren".
Auf die Nachfrage von Prof. Dr. Ina Merkel, wie das Präsidium konkret mit der Kürzung umgehen werde, sprach sich Krause dafür aus, nicht technokratisch, sondern sachangemessen mit der jetzt notwendigen Verteilung der größer werdenden Lasten umzugehen. "Dann wären wir besser als der Hochschulpakt der Landesregierung. Und diesen Ehrgeiz habe ich schon", betonte die Präsidentin. Angesichts der größer werdenden Lasten für alle müsse man eine Kultur der Ermutigung aufbauen.
Senatsmitglied Prof. Dr. Ulrich Wagner forderte, man müsse gegenüber der Politik deutlicher machen als bisher, wie sich die Kürzungen auf die Bevölkerung und somit auf die Wähler auswirke. Weitere Redebeiträge mahnten an, Koalitionen mit anderen Betroffenen zu schließen.
"Wir müssen raus aus der Uni!", lautete dementsprechend das Fazit der Stellvertretenden AStA-Vorsitzenden Josephine Bergmeier. Prof. Dr. Heike Ackermann wandte sich gegen Bestrebungen, Bildung ausschließlich auf den Aspekt der Nützlichkeit zu verengen.
Eine Vertreterin des Landes-Elternbeirats Hessen betonte das Anliegen der Eltern, Bildung müsse mehr sein als reines "Bulimie-Lernen", das keine Persönlichkeitsentwicklung erlaube. Hinter all den Kürzungen stehe schließlich die prinzipielle gesellschaftspolitische Frage, was derzeit unter Bildung verstanden werde und wieviel sie der Gesellschaft wert sei.
pm: Philipps-Universität Marburg
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