24.05.2010 (chr)
Ein Blick sagt mehr als 1.000 Worte. Wie wahr diese wohlbekannte Redensart ist, bewies am Sonntag (23. Mai) Peter Shub der vollbesetzten
Waggonhalle. Der Comedian aus Amerika zeigte sein Programm "Für Garderobe – keine Haftung".
Ohne ein Wort erweckte Shub kleine Alltagssituationen zum Leben. Ein ganzes Arsenal an Bewegungen und Gesichtsausdrücken reichte dafür völlig aus.
An einer Leine ging Shub mit einem imaginären Hund Gassi. Allerdings war er dabei so grobmotorisch, dass das Publikum lachend mit dem armen Tier mitlitt.
Mit seinem Mantel hängte sich der Comedian selbst an einer Garderobe auf. Erstaunlich gelenkig schob er sich von einer Ecke der Bühne in die andere.
Doch Shub ist kein klassischer Pantomime. Nicht umsonst trat er lange im Zirkus auf.
Als wahrer Gesten-Akrobat spielt er geschickt mit den Vorstellungen der Zuschauer. In der spielerischen Übertreibung kleiner alltäglicher Gesten liegt Shubs große Kunst.
Ein mitgebrachter Basilikumstrauß bekam kurzerhand eine neue Frisur. Die affektierten Bewegungen dazu ließen jeden an den heimischen Barbier denken.
Ob eine kokette Kopfbewegung in einem steifen Hals endet oder nach einem Karate-Kick gegen eine Klo-Rolle das Bein schmerzt: Stets hatte der Amerikaner die Lacher auf seiner Seite.
Ebenso wichtig war Shub der stumme Dialog mit seinem Publikum. Durch geschickte Bewegungen animierte er zu sinnlosen Ausrufen und gleichzeitig schallendem Gelächter.
Dass er allerdings sehr wohl auch mit Worten umgehen kann, zeigte Shub nach der Pause. In einem leicht verständlichen Wechsel aus deutschen und englischen Vokabeln erzählte er von seiner Welt.
Anekdoten aus dem Flugzeug fehlten hier ebenso wenig wie praktische Alltagserfahrungen. Trauben etwa bezeichnete der Comedian als "Fruit of Hope". Im Gegensatz zu "eine zermatschte Banan’ oder eine abgefuckte Apfel" habe der Obst-Liebhaber hier meist mehrere gute Stücke zur Auswahl.
Die eindeutige Stärke des Amerikaners lag aber ganz klar im pantomimischen Spiel. In einer meisterhaften Zugabe stellte er allein mit Kopf und Händen seine Geburt nach. So eindrücklich komisch kann sonst kein Biologie-Unterricht sein.
"Do you have no home - Habt ihr kein Zuhause?", wunderte sich Shub, als das Publikum noch minutenlang klatschend sitzen blieb. Nur, um dann selbst so lange zu winken, bis der Letzte den Saal verlassen hatte.
Shub liebt sein Publikum und sein Publikum liebt ihn. Hier sagt eine Geste tatsächlich mehr als 1.000 Worte.
Christian Haas
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