19.05.2010 (fjh)
Gleich drei neue Theaterproduktionen bringt die
Waggonhalle in der letzten Mai- und der ersten Juni-Woche auf die Bühne. Ihre Regisseure haben die drei Stücke am Mittwoch (19. Mai) in der Waggonhalle vorgestellt.
Die "Offene Zweierbeziehung“ von Dario Fo und Franca Rame eröffnet diesen Reigen am Mittwoch (26. Mai). Der italienische Literatur-Nobelpreisträger setzt sich in diesem Lustspiel gemeinsam mit seiner Ko-Autorin auf amüsante Weise mit dem Verhältnis zwischen den Geschlechtern auseinander.
"Soll die offene Zweierbeziehung funktionieren, darf sie nur nach einer Seite offen sein", schreiben Fo und Rame. "Nach der Seite des Mannes. Denn falls die Beziehung nach beiden Seiten geöffnet wird, entsteht Durchzug.“
Die neunte eigene Inszenierung der Waggonhalle behandelt Liebe, Langeweile, außereheliche Affären und Eifersucht. Nach der Produktion "Tod eines Anarchisten“ ist diese Inszenierung von Matze Schmidt bereits das zweite Stück der beiden italienischen Autoren in der Waggonhalle.
Auf der Bühne stehen werden dabei Inga Berlin und Uwe Lange. Neben der Premiere am Mittwoch (26. Mai) ist diese Inszenierung auch noch am Donnerstag (27. Mai)und dann im Juni wieder zu sehen. Beginn ist jeweils um 20 Uhr.
Sein Stück "Offm Eschbann" hat Willi Schmidt nach ungefähr zehn Jahren noch einmal neu inszeniert. Gemeinsam mit der Schauspielerin Lisa Bier präsentiert der Wittelsberger am Dienstag (1. Juni) und Mittwoch (2. Juni) eine oberhessische Geschichte.
"Offm Eschbann" sei eine alte Flurbezeichnung, nach der ein Weg durch Wittelsberg benannt ist, erklärte der Autor.
Dort sitzt der Knecht Jost auf einer Bank und lässt sein bisheriges Leben vor dem inneren Auge Revue passieren. Dabei dreht sich die Geschichte um die sozialen Verhältnisse von Macht und Unterordnung, Hoffnungen und dem Wunsch nach einem Ausbruch aus den beengten Verhältnissen des Dorfes.
Mit seiner Trilogie "In die neue Welt" hat Schmidt dieses Thema ausführlicher aufgegriffen. Aus seinem Heimatdorf seien einige ihrem Traum nach Amerika gefolgt, berichtete der Wittelsberger. Die dritte Folge dieser Trilogie soll im September Premiere in der Waggonhalle feiern.
"Offm Eschbann" sei dagegen eher die Auseinandersetzung mit dem Leben im Dorf. Das Stück spiele in den 60er oder 70er Jahren, behandle in Rückblenden aber die Zeit bis zurück in die 20er Jahre.
Die Hauptrolle spielt der Autor selbst. Gegenüber seiner letzten Inszenierung habe er aber neben der Besetzung der zweiten Rolle - der Lisbeth mit Lisa Bier - noch einiges geändert: "Ich bin zehn Jahre älter geworden", meinte er dazu nur.
Im Rahmen des Mittelhessischen Kinder-Kultursommers inszeniert die Waggonhalle das Kindertheaterstück "Die Insel der Wilden Kerle“. 22 Jungen und Mädchen gestalten und verwirklichen als Schauspieler, Ausstatter, Schattenspieler oder Musiker dieses Kooperationsprojekt der Waggonhalle, der Kunstwerkstatt Marburg und der
Musikschule Marburg.
Die Texte haben sie gemeinsam mit der Regisseurin Charlotte van Kerckhoven aus dem Buch "Wo die wilden Kerle wohnen" erarbeitet. Dabei haben sie an eigene Erfahrungen angeknüpft, die in die Handlung eingeflossen sind.
Max möchte einmal ein wilder Kerl sein. Als König der wilden Kerle darf er machen, was er will.
"Was würdest Du machen, wenn Du König der wilden Kerle wärst?" Diese Frage hatte van Kerckhoven den zehn Kindern gestellt, die das Stück auf der Bühne als Schauspieler umsetzen.
Vor dieser Produktion war die 30-jährige Regisseurin am Residenztheater München und beim Schauspielhaus Bochum tätig. Dort hatte sie bereits mit Kindern gearbeitet.
Die Geschichte der "Wilden Kerle" habe sie schon seit Kindertagen interessiert, berichtete van Kerckhoven. Nachdem sie aus privaten Gründen nach Gießen gezogen war, habe sie bei der Waggonhalle nachgefragt, ob dort Arbeitsmöglichkeiten bestünden. Dann habe sie begonnen, dieses Projekt umzusetzen.
Das Ergebnis wird am Samstag (5. Juni) erstmals zu sehen sein. Weitere Termine folgen am Sonntag (6. Juni), am Samstag (19. Juni) und am Sonntag (20. Juni) jeweils nachmittags um 16 Uhr.
Franz-Josef Hanke
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