14.05.2010 (fjh)
Der Emil-von-Behring-Preis 2010 geht an den Mediziner und Virologen Prof. Dr. Hans-Dieter Klenk. Das haben die
Philipps-Universität und der Marburger Impfstoff-Hersteller
Novartis-Behring am Mittwoch (12. Mai) bekanntgegeben.
Der Preis gehört zu den am höchsten dotierten deutschen Auszeichnungen für Medizin. Er ist mit einem Preisgeld von 25.000 Euro verbunden. Gestiftet wurde es von Novartis-Behring.
In der Verleihung an den langjährigen Leiter des Instituts für Virologie und Direktor des Zentrums für Hygiene und Mikrobiologie an der Philipps-Universität sieht Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause die Würdigung von dessen richtungsweisenden molekularbiologischen Forschungsarbeiten: "Seine Untersuchungen haben zu einem grundlegenden Verständnis der viralen Mechanismen geführt, die Entstehung und Verlauf von Influenza-Erkrankungen beeinflussen."
Für sein Lebenswerk erhielt Klenk 2008 die Ernst-Jung-Medaille für Medizin in Gold und 2006 die Robert-Koch-Medaille in Gold. 2003 hielt er die Shipley Lecture an der Harvard Medical School in Boston .
Der gebürtige Kölner hat sein wissenschaftliches Leben der Erforschung von zoonotischen Viren gewidmet, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden und schwere Krankheiten auslösen können. Klenk studierte Medizin in Tübingen, Wien und seiner Heimatstadt Köln, wo er 1964 mit summa cum laude zum Dr. med. promoviert wurde.
Nach einem Aufbau-Studiengang zum Diplom-Biochemiker in Tübingen erlangte er 1971 die Venia Legendi für Virologie in Gießen, wo er zwei Jahre später seine erste Professur erhielt. Zuvor hatte er drei Jahre als Gastforscher an der New Yorker Rockefeller-Universität verbracht. 1985 kam er als Leiter der Virologie an die Philipps-Universität.
Klenk führte das Marburger Institut zu internationaler Bedeutung, wie sein Nachfolger Prof. Dr. Stephan Becker deutlich macht: "Er erkannte seit Beginn seiner Amtszeit die Notwendigkeit von Spezial-Laboratorien, um hochpathogene Viren zu untersuchen. Seiner Initiative ist es unter anderem zu verdanken, dass Marburg heute eine der weltweit modernsten Einrichtungen dieser Art hat."
Am Beispiel der Grippe-Viren untersuchte Klenk insbesondere, wie virale Oberflächen-Proteine den Verlauf von Grippe-Erkrankungen bestimmen. Durch das Auftreten der Geflügelgrippe beim Menschen und der pandemischen Variante des Schweinegrippe-Erregers H1N1 ist diese Forschung stark in das öffentliche Bewusstsein gerückt.
In den vergangenen Jahren hat sich der Marburger Mediziner noch einmal eines neuen Forschungsaspekts angenommen. Er untersuchte die Bedeutung, die das virale Polymerase-Enzym für die Anpassung der Influenza-Viren an ihre Wirte hat.
Noch im Ruhestand führt der Vater dreier erwachsener Söhne seine erfolgreiche wissenschaftliche Arbeit fort, die sich bisher in über 400 Publikationen niedergeschlagen hat. Viele davon wurden in höchst angesehenen Fachzeitschriften veröffentlicht.
Erst im Herbst 2009 hat er einen Aufsatz veröffentlicht, in dem er und seine Ko-Autoren ein Protein des Vogelgrippe-Virus beschreiben, das für die Übertragung auf Säugetiere verantwortlich ist. Es könnte sich als Ziel neuer Therapien eignen.
Für den Novartis-Geschäftsführer Dr. Andreas Brutsche ist Klenk "ein ausgewiesener und international anerkannter Experte, der bei neu auftretenden Krankheitserregern als Fachmann gehört wird. So hat er zum Beispiel bei der Identifizierung des SARS-Erregers und seiner schnellen genetischen Entschlüsselung eine wichtige Rolle gespielt."
Als Vorsitzender der Abteilung Virologie im Internationalen Fachverband der Mikrobiologen (IUMS) initiierte Klenk einen regen wissenschaftlichen Austausch mit Japan und der Russischen Föderation. Nach dem Ausbruch der SARS-Epidemie im Jahr 2003 war er maßgeblich daran beteiligt, Wege für den wissenschaftlichen Austausch mit China zu bahnen. Sechs Jahre lang war Klenk Präsident der Deutschen Gesellschaft für Virologie.
Der Emil-von-Behring-Preis wird alle zwei Jahre an international anerkannte Forscher aus der Virologie, Immunologie oder Mikrobiologie vergeben. Die Verleihung findet am Dienstag (29. Juni) bei einer öffentlichen Veranstaltung in der Aula der Alten Universität statt.
Franz-Josef Hanke/pm
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