10.05.2010 (lem)
Tempo und Spannung wurden den Zuschauern am Wochenende im Georg-Gaßmann-Stadion geboten. Dort fand am Samstag (8. Mai) und Sonntag (9. Mai) der dritte Spieltag der Blindenfußball-Bundesliga statt.
In der Begegnung des Tabellenführers Viktoria Dortmund gegen die
Sehgeschädigten-Sportgemeinschaft der Deutschen Blindenstudienanstalt Marburg (SSG BliStA) wurde deutlich, was Blindenfußball so faszinierend macht.
Dortmund bestimmte mit seinem schnellen Pass-Spiel die ersten zehn Minuten der Partie und erspielte sich einige gute Chancen. Marburg, das recht defensiv begann, bekam die schnellen Stürmer des Tabellenführers aber immer besser in den Griff und konnte mehr und mehr eigene Akzente im Angriff setzen.
So schoss Stürmer Thomas Horn von SSG BliStA nach der 15. Spielminute durch einen Acht-Meter den Ball ins gegnerische Netz. Damit der Spieler das Tor vor dem Schuss orten konnte, hatte der Trainer links und rechts an die Torpfosten geklopft. Horn blieb mit der Hand in Ballkontakt, um das Leder dann zielsicher in die rechte untere Ecke zu setzen.
Das Spiel war in der zweiten Hälfte der jeweils 25-minütigen Spielzeit aufgeheizt. Ein aggressiveres "Voy" – auf Spanisch für "Ich komme" - war zu hören, wenn ein Spieler dem ballführenden Gegner seinen Angriff ankündigte.
Geschickt kickten die Spieler der SSG BliStA das Leder nach Gehör und Tastsinn in das gegnerische Spielfeld, nachdem Horn in der ersten Halbzeit noch durch einen zweiten Acht-Meter die Mannschaft mit 2 zu 0 in Führung gebracht hatte.
Dabei folgten die fünf Spieler jeder Mannschaft dem mit einem Glöckchen gefüllten Ball. Das 20 mal 40 Meter große Spielfeld war durch Banden begrenzt. Die Augen der Teilnehmer waren mit einer Maske abgedeckt, damit die Spieler mit Restsehvermögen nicht bevorteilt waren. Ein Schaumstoff-Ring um den Kopf schützte die Akteure bei Zusammenstößen vor Verletzungen.
Marburgs Keeper Markus Moj hatte in der zweiten Hälfte alle Hände voll zu tun und konnte sich mehrfach auszeichnen. Unter anderem hat er einen Strafstoß abgewehrt.
Das Anrennen der Westfalen wurde belohnt mit dem Anschlusstreffer, den Meyer mit einem Weitschuss erzielte. Dabei sah Moj unglücklich aus.
Doch das Team von Trainer Peter Gößmann ließ sich von der Hektik der Dortmunder nicht anstecken. Horn erzielte das alles entscheidende 3 zu 1.
Die ISC Victoria Dortmund war vorher von keinem der insgesamt neun Bundesligisten geschlagen worden. Der BFW Würzburg hatte am Samstag (8. Mai) ein 3 zu 0 gegen den Chemnitzer FC erzielt. Der MTV Stuttgart gewann 1 zu 0 gegen den VfB 09/13 Gelsenkirchen. Der LFC Berlin verlor 0 zu 3 gegen den ISC Viktoria Dortmund. Der FC St. Pauli verlor 0 zu 2 gegen den FW Würzburg. Die SSG BliStA Marburg gewann 2 zu 0 gegen den SG Saar 05/Eintracht Braunschweig.
Am Sonntag (9. Mai)gewann der LFC Berlin 3 zu 0 gegen den FC St. Pauli. Das Spiel des Chemnitzer FC gegen den VfB 09/13 Gelsenkirchen endete unentschieden 0 zu 0. Der MTV Stuttgart gewann haushoch mit 6 zu 0 gegen den SG Saar 05/Eintracht Braunschweig.
Mit ihrem Sieg hat sich die SSG BliStA Marburg auf den dritten Tabellenplatz verbessert. Dadurch hat sie jetzt wieder gute Chancen auf die Vizemeisterschaft.
Dass Marburg neben der Hansestadt Hamburg und Hannover Austragungsort der Blindenfußball-Bundesliga ist, muss nicht verwundern. In der Stadt an der Lahn befindet sich die
Deutsche Blindenstudienanstalt (BliStA). Sie betreibt das einzige Gymnasium für Blinde im deutschsprachigen Raum.
Lea Menzel/pm
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