04.05.2010 (fjh)
Der Bau des größten Gebäudes in Marburg erregt die Gemüter. Eine Veranstaltung zum Planungsstand der neuen Zentralbibliothek neben dem Alten Botanischen Garten fand am Montag (3. Mai) im Hörsaalgebäude der
Philipps-Universität statt.
Zunächst begrüßten die Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause und Oberbürgermeister Egon Vaupel die gut 80 Anwesenden. Vaupel zeigte sich "gespannt auf den Stand der Planungen". Damit erging es ihm wohl kaum anders als dem stark interessierten Publikum.
Anschließend zeigte Norbert Sinning seine Kompetenzen als Architekt, indem er den Pilgrimstein in den Osten des Gebäudes und den Mühlgraben nach Westen verlegte. Er beschrieb den Baukörper, der zum Pilgrimstein ein Stockwerk höher gebaut werden soll als auf seiner Lahnseite.
Der Eingang soll über eine kurze Straße von der Deutschhausstraße her erfolgen. Zum Alten Botanischen Garten hin befindet sich ein teilweise offenes Atrium. Dort soll eine Cafeteria mit eta 80 Plätzen entstehen, zu denen noch einmal die gleich Zahl an Sitzmöglichkeiten im Freien hinzukommen soll.
Um das Atrium herum gruppieren sich zwei gläserne Gebäudetrakte. Die "Schätze" der Bibliothek sollen zum Einen im zweiten und dritten Obergeschoss, zum Anderen in zwei Kellergeschossen untergebracht werden.
Die Wege zur und von der Zentralbibliothek sollen nicht durch den Alten Botanischen Garten geführt werden. Vielmehr werden neue Wege und sogar eine neue Brücke über den Mühlgraben hin zur Johannes-Müller-Straße angelegt.
Nach Angaben von Bürgermeister Dr. Franz Kahle genießt der Schutz des Alten Botanischen Gartens höchste Priorität. Diese Einstufung spiegelte sich auch sehr deutlich in den Beiträgen aus dem Publikum wider.
Prof. Dr. Hans Schauer hatte bemerkt, dass sich an einigen Bäumen am Rande des Gartens gelbe Punkte befanden. Leute vom Bau hätten sie angebracht, war ihm gesagt worden.
Digelben Punkte seien vielmehr an die Bäume gemalt worden, um sie zu kartieren. So könne man sie während der Bauarbeiten schonen, lautete die Antwort.Das Hessische Baumanagement werde intensiv darauf achten, dass der Garten nicht angetastet werde. Aud das Drängen aus dem Publikum hin versprach sein Vertreter, eine Rufnummer zu veröffentlichen, unter der Bürgerinnen und Bürger jederzeit Anregungen oder Beschwerden in Zusammennhang mit den Baumaßnahmen weitergeben können.
Ein problematischer Punkt dabei ist der Eingriff in den Wasserhaushalt. Um hierbei Fehler zu vermeiden, wurden ereits einige Bohrungen vorgenommen, die der Messung der Grundwasserströme dienen.
Ein weiteres Problem wird auch der möglichst schonende Abriss von 14 Gebäuden sein, die der neuen Zentralbibliothek weichen sollen. Schließlich soll sie das Herzstück des neuen "Campus Firmanei" werden.
Ungelöst ist schließlich auch die Frage, wie die Anlieferung der Baumaterialien und der Abtransport von Erdaushub und Bauschutt geregelt werden. Kahle versprach, auch dieses Problem möglicht so zulösen, dass die Nachbarschaft geschont wird.
Einige Fragen aus dem Publikum behandelten auch die spätere Nutzung der Bibliothek. Die Universitätspräsidentin verwies hier darauf, dass dazu bereits eine Arbeitsgruppe arbeitet, der neben Beschäftigten der Bibliothek auch Vertreter der Fachbereiche sowohl aus dem wissenschaftlichen Bereich wie auch aus der Studierendenschaft angehören.Am Ende war klar, dass die Marburger Bevölkerung das Bauvorhaben sehr kritisch begleiten wird. Die gigantische "Bildungsstufe" neben dem Alten Botanischen Garten und der gesamte Campus Firmanei ist für viele ein heftiger Eingriff ins gewachsene Stadtbild.
Der Schutz des Alten Gartens und auch der Bäume rund um die Baustelle liegt den allermeisten Besucherinnen und Besuchern der Veranstaltung am Herzen. Sie würden auf die Bäume gehen, wenn ein Baum gefällt würde.
Franz-Josef Hanke
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