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Gemeinsam stark


Schmitthenner sprach bei DGB-Vormaifeier

01.05.2010 (fjh)
"Gewerkschaften? Och, nöh!" Mit dieser Äußerung beschrieb Horst Schmitthenner am Freitag (30. April) die Skepsis vieler Umweltschützer und Globalisierungskritiker gegenüber seiner eigenen Organisation. Über seine Arbeit in einem Koordinierungsbüro der Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) zur Zusammenarbeit mit Sozialen Bewegungen und der Bürgergesellschaft berichtete das ehemalige Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands der IG Metall auf der traditionellen Vormaifeier der DGB-Senioren Marburg-Biedenkopf im Theater am Schwanhof (TaSch 2).
Zunächst hatten Käte Dinnebier als Vorsitzende der DGB-Senioren und der Marburger DGB-Sekretär Dr. Ulf Immelt die Gäste der Veranstaltung begrüßt. Dabei wiesen sie auch auf den Mai-Umzug des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) am traditionellen "Tag der Arbeit" hin.
Er startet am Samstag (1. Mai) um 11 Uhr vor dem DGB-Büro an der Bahnhofstraße. Bei der Abschlusskundgebung auf dem Elisabeth-Blochmann-Platz wird die SPD-Politikerin Andrea Ypsilanti sprechen.
Für ihre Vormaifeier hatten die DGB-Senioren ebenfalls einen prominenten Redner engagiert. Nach seinem Ausscheiden in den Ruhestand hatte die IG Metall ihn mit der Aufgabe betraut, den Kontakt zu anderen Sozialen Bewegungen der Bürgergesellschaft zu organisieren.
Von der Skepsis innerhalb der Gewerkschaften wie auch der Umweltverbände, des globalisierungskritischen Netzwerks ATTAC und anderer Gruppen berichtete Schmitthenner sehr nachvollziehbar. Er schilderte die anfänglichen Vorbehalte und das allmähliche Aufeinander-Zugehen beider Seiten.
Anhand verschiedener Kampagnen, Aktionen und Demonstrationen belegte er seinen Hinweis, dass alle Beteiligten von der Zusammenarbeit profitieren. 200.000 Teilnehmer an der bundesweiten Demonstration unter dem Motto "Wir zahlen nicht für Eure Krise" wären sonst nicht erreichbar gewesen.
Innerhalb einer solchen Zusammenarbeit müssten alle Beteiligten "auf Augenhöhe" miteinander kooperieren. Auch müsse jeder ertragen, dass Andere Forderungen vertreten, die er selbst nicht teilt.
Doch seien viele Widersprüche bei näherer Betrachtung gar nicht so groß, wie man anfangs meine. So sei die Kritik der Naturschutzverbände an der umweltschädlichen Automobilität für Metallgewerkschafter, die auch die Beschäftigten in der Automobilindustrie vertreten, durchaus nicht völlig inakzeptabel: "Auch ein Umsteigen auf Elektro-Autos löst nicht alle Probleme", stellte Schmitthenner fest. "Wir brauchen neue Verkehrskonzepte."
Sein Vortrag gipfelte schließlich in der Forderung nach mehr Direkter Demokratie nicht nur in der Wirtschaft selbst. Gegen die Abhängigkeit der Politik von wirtschaftlichen Partikularinteressen müsse man auch eine stärkere Einflussnahme der Bürger in Volksentscheiden setzen, forderte Schmitthenner.
Eingerahmt war seine Rede von musikalischen Beiträgen des Duos "Grafitty". Die Musiker Rainer Husel und Prof. Dr. Holger Probst sorgten für eine heitere und doch zugleich auch kämpferische Stimmung.
Vor Schmitthenners Auftritt sangen sie zunächst drei sozialkritische Lieder. Dabei ginge es um gewrkschaftliche Solidarität, um den Rückzug junger Menschen in "Hartz IV" und um den menschlichen "Müll" der Leistungsgesellschaft.
Nach Schmitthenners Rede folgten dann Songs über Marburg, über Buddhismus und die Unzufriedenheit mit dem eigenen Job.
Den Abschluss ihres Auftritts bildete dann wieder ein Arbeiterlied. Bevor die zwei Sänger es anstimmten, erklärte Probst zunächst den historischen Hintergrund: "Brüder zur Freiheit, zur Sonne" sei in einem zaristischen russischen Gefängnis von Politischen Häftlingen gesungen worden, die damit ihrer Hoffnung auf einen Sieg der Revolution gegen den Zaren Ausdruck verliehen hatten. Vor diesem Hintergrund sei der Text auch ganz anders zu verstehen, meinte Probst.
Dann entließ Dinnebier die Anwesenden in der Gewissheit: "Morgen am 1. Mai werden wir uns alle wiedersehen!"
Franz-Josef Hanke
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