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Islam, Islam


Gesichter des Islams in Religionskundlicher Sammlung

02.04.2008 (ute)
Viele Gesichter zeigten sich am Mittwoch (2.April) in der Religionskundlichen Sammlung der Philipps-Universität zur Eröffnung der Ausstellung "Gesichter des Islams- Begegnungen mit muslimischen Frauen". Aufmerksam hörten die etwa 50 Zuhörerinnen und Zuhörer in dem kleinen Seminarraum zu, als die Religionswissenschaftlerin Barbara Janocha in einem kurzen Vortrag zur Eröffnung von Erfahrungen und Lernprozessen zur Ausstellung berichtete.
Ursprünglich war die Idee, muslimische Frauen unterschiedlichen Alters zu ihrem Glauben zu befragen und daraus eine Ausstellung zu machen, in einem Seminar zum interreligiösen Dialog am Institut für Evangelische Theologie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Universität Aachen (RWTH) entstanden. Zunächst getragen von der Landeskirche Hannover, begann die Ausstellung von Niedersachsen aus innerhalb von ganz Deutschland zu wandern. Ob Kirche, Volkshochschule oder Museum, in jedem Ausstellungsort wuchsen die Interview-Poster mit Porträtfotos um Zeugnissen von neuen Frauen an, die dazu bereit waren, von ihrem gelebten alltäglichen muslimischen Glauben zu erzählen.
Auch wenn Kritiker lange den Plural des Titelworts diskutiert haben, wurde bei der Ausstellung doch deutlich, dass es sich nicht nur um ein Gesicht, sondern tatsächlich um "Gesichter des Islams" handelt, erklärte Janocha.
Zusätzlich zu der eigentlichen Ausstellung wurde von den Veranstaltern ein individuelles Begleitprogramm angeboten. Christliche und muslimische Frauen trafen sich zum Beispiel zum Frühstück. Zu diesem Treffen konnten die muslimischen Frauen das Kopftuch gefahrlos abnehmen und die christlichen Frauen konnten ausprobieren, wie man ein Kopftuch trägt.
Im Harz wurde eine christlich-muslimische Wandergruppe angeboten. Im Begleitprogramm wurden auch Seminare beispielsweise zu dem Thema "Jesus im Koran" angeboten.
"Die Reaktionen waren aber nicht immer nur positiv“, berichtete Janocha. "Als die Ausstellung von der Internet-Szene entdeckt wurde, kam es zu einer Flut von anti-islamischen E-mails an die Initiatoren.“
In einem Fall seien sogar rechtspopuläre Flugblätter unter die Ausstellungs-Führer gemischt worden, sagte Janocha. Auch die Interview-Partnerinnen brauchten oft viel Mut. Sie mussten sich dem Dialog über ihren Glauben in Familie und Gemeinde stellen.
"Eine Frau zog einen Tag vor Ausstellungseröffnung in ihrem Heimatort das Interview zurück“, berichtete die Religionswissenschaftlerin.
Der Reiz der Ausstellung, die bis Freitag (25. April) von Montag bis Donnerstag von 9 bis 17 Uhr und am Freitag nur bis 14 Uhr in den Räumen der Religionskundlichen Sammlung zu sehen ist, lebt von dieser von Janocha skizzierten Entstehungs- und Lebensgeschichte aus. Die Ausstellung lässt durch die authentischen Texte eine Topographie des islamischen Glaubens von muslimischen Frauen in Deutschland entstehen.
Ein großgeschriebener Kernsatz, der sich unterhalb des Porträts der interviewten Frau befindet und der eine Kopfzeile mit Bildern aus ihrem Alltag bildet, fängt den Blick des Betrachters ein. Er lädt dazu ein, sich dieser Frau durch ihren persönlichen Text zuzuwenden. Es lässt sich dann lesen: “Das Kopftuch ist nur eine Sache zwischen mir und Gott“ oder "Viele sind zwar der Ansicht, Mädchen würden nicht in die Schule, sondern in die Küche gehören, aber unsere Religion sagt ausdrücklich, dass Bildung für jeden und jede eine Pflicht ist."
Der Lesende wird dabei das Gefühl nicht los, dass die Erzählerin ihn beim Lesen betrachtet…und lächelt.
Die Idee, die Ausstellung nach Marburg zu holen, ging vom Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienst (Remid) aus. Die Stadt Marburg hat mit einer Geldspende das Projekt unterstützt. Oberbürgermeister Egon Vaupel (SPD) war zu Anfang der Veranstaltung sogar anwesend.
Das Begleitprogramm für die Station Marburg richtet sich vor allen Dingen an Schulen und Pädagogen. Es kann auf der Homepage von Remid abgerufen werden. Lehrer und Erzieherinnen können aber grundsätzlich auch mit eigenen Ideen auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zugehen.
Ute Schneidewindt
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