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Auf Vordermann gebracht


Innovative Leistungsschau der mittelhessischen Wirtschaft

10.04.2010 (jnl)
Auf einem neuen, ausgedehnteren Messeplatz und mit einer Vielzahl an Attraktionen lädt die 18. Oberhessenschau (OHS) noch bis Sonntag (18. April) die Menschen aus der Region ein. Zur Eröffnung am Samstag (10. April) sprachen im Zelt der Messe-Gastronomie Oberbürgermeister Egon Vaupel, Landrat Robert Fischbach, der Gießener Regierungspräsident Lars Witteck und Oskar Edelmann als Stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Kassel (IHK).
Mit dem neugestalteten, asphaltierten Gelände an der Afföllerstraße steht den mehr als 350 Ausstellern im Jahr 2010 eine Gesamtfläche von 25.000 Quadratmetern zur Verfügung. Es liegt äußerst verkehrsgünstig, verfügt über großzügig dimensionierte Parkplätze und eine ausgezeichnete Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Damit habe Marburg das schönste Messe-Terrain zwischen Frankfurt und Kassel, sagte Vaupel.
Zudem sei die Oberhessenschau ohnehin das größte Ereignis seiner Art in ganz Mittelhessen. Die OHS repräsentiere Marburg als ein strahlkräftiges Oberzentrum der Region.
Die Stadt Marburg habe in den letzten 25 Jahren eine bemerkenswerte Steigerung der Gewerbetätigkeit um 80 Prozent sowie der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze um 27 Prozent erzielt, stellte Vaupel heraus. Die Behring-Nachfolge-Unternehmen hätten allein in den letzten drei Jahren 300 Millionen Euro in neue Produktionsgebäude und -Anlagen investiert. Offenkundig habe die Marburger Wirtschaftspolitik die richtigen - den Standort sichernden- Signale gesetzt. Nach wie vor bildeten aber Handwerks- und Kleinbetriebe das Rückgrat des Marburger Wirtschaftslebens.
Für sein zahlenstarkes und humorvoll vorgetragenes Grußwort bekam Vaupel viel Applaus. Auch Landrat Fischbach erwies sich erneut als ein exzellenter Redner. In freiem Vortrag pries er die OHS als "Schaufenster der Wirtschaft" der Region seit mehr als drei Jahrzehnten.
Über seinen Landkreis sagte er: "Dieser Standort hat sich gut entwickelt."
Diese Aussage sei aber nicht nur pflichtgemäßes Lob des Eigenen, sondern durch ausgezeichnetes Abschneiden in mehreren bundesweiten Rankings bestätigt. Sowohl bei Prognos wie bei Focus Money sei der Landkreis Marburg-Biedenkopf unter den ersten Fünf gelandet.
Über die letzten Jahre habe man geradezu "große Sprünge" nach vorne gemacht in den Rankings. Man sei mittlerweile bundesweit in vielen Bereichen im oberen Drittel angelangt.
Zur Energiepolitik führte Fischbach aus, dass es nach wie vor sein Ziel sei, innerhalb der nächsten Jahre autark zu werden. Alle Energie, die im Kreis verbraucht werde, solle möglichst auch hier erzeugt werden.
Fischbach machte deutlich, dass es um die enorme Summe von 500 Millionen Euro gehe, die nur dann dem eigenen regionalen Wirtschaftskreislauf erhalten bleibe.
Als er vor fünf Jahren dieses Ziel vorstellte, habe er Skepsis und Belächelt-Werden erlebt. Unter Verweis auf die erreichten Erfolge reklamierte er, dass der eingeschlagene Weg sich als realistisch und praktikabel herausgestellt habe.
Das Vorbild der niederösterreichischen Stadt Güssing schilderte er in leuchtenden Farben. Dort habe man sich bei schlechter Ausgangslage vor zwanzig Jahren ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Doch es wurde schließlich wirklich erreicht. Güssing hat heute eine 100-prozentige Versorgung aus erneuerbaren Energien. Als Alleinstellungsmerkmal der Marburg-Biedenköpfer Region stellte Fischbach die auf der OHS mit einem Sonderzelt vertretene Gesundheitswirtschaft heraus. Immerhin 20,2 Prozent der regionalen Arbeitnehmer seien diesem Bereich zuzuordnen.
Für die Zukunft gelte die Devise: "Wo viel ist, kann sich leicht noch Weiteres entwickeln."
Als neuer Repräsentant der IHK-Filiale Marburg stellte sich der Jurist Edelmann vor. Für ihn sei der Wechsel nach Marburg die Rückkehr an seinen Studienort nach zwölf Jahren Abwesenheit.
Er lobte die Senkung des Gewerbesteuer-Hebesatzes der Stadt Marburg als wirtschaftsfreundlich und völlig gegen den Trend. Zugleich beklagte er vehement die nach wie vor schlechte Autobahn-Anbindung des Landkreises.
In Süddeutschland rollten die Lastwagen 24 Stunden am Tag. Nur in Nord- und Mittelhessen gebe es Bundesstraßen, die nicht zu allen Tages- und Nachtzeiten befahren werden dürften.
Der Gießener Regierungspräsident Witteck hielt einen kurzen und erfreulich launigen Vortrag. Er warnte eingangs, die größte Wirtschaftskrise seit der Weimarer Republik sei noch nicht überstanden. Als sein eigenes Motto nannte er den Spruch: "Kenne deine Grenzen und sprenge sie!"
Witteks Rede konzentrierte sich auf drei Kernthemen: Bauwirtschaft, Energiepolitik und regionale Demografie. Die beiden - auf langfristige Investitionen gerichteten - Beiche Bau und Energie seien nicht zufällig die auf der OHS am stärksten vertretenen Wirtschaftsbranchen.
Dem Problem der Abwanderung aus dem ländlichen Raum begegne die OHS mit der zweitägigen Sonderschau "Wedding und Kids" im Zelt "S" am Wochenende von Samstag (17. April) bis Sonntag (18. April).
Die Baukonjunktur werde gegenwärtig vom Land Hessen mit einem 1,7 Millarden Euro schweren Programm gefördert. Außerdem würden beachtliche 30 Prozent der Investitionen aus Steuermitteln aufgebracht.
In der Energiepolitik bemühe Hessen sich, den Verbrauch von 130 Terawatt auf 100 TW herunterzufahren. Die guten Werte des Landkreises Marburg-Biedenkopf erreiche man im übrigen Mittelhessen leider nicht ganz, bedauerte Witteck.
Der ländliche Raum leide, klagte der Regierungspräsident. Die Jüngeren zögen gerne und oft fort in die größeren Städte und Ballungsgebiete.
Dort werde ihnen angeblich mehr geboten. Dieser Entwicklung müsse man entgegenarbeiten. Sonst gerieten die ländlichen Siedlungen zunehmend in Verfall.
Er sei aber verhalten optimistisch, dass das Gegensteuern gelingen könne. Mit einem fröhlichen Hinweis auf den anstehenden offiziellen Rundgang und das Buffet brachte Witteck den Beifall auf seine Seite und beendete den Reigen der Grußworte zur Messe-Eröffnung.
Als Highlights der 18. Oberhessenschau zeigten sich beim Durchgang die große Vielfalt der angebotenen technischen Produkte und Dienstleistungen regionaler Herkunft. Herausragend war die - 2010 erstmalig eingerichtete - Sonderzelt-Schau "Gesund und aktiv". Aber es gibt darüber hinaus auch viele Stände von Initiativen und Vereinen, reichlich Kulinarisches, Show-Unterhaltung sowie fortlaufend Fachvorträge für speziell Interessierte.
Der Messestand der Stadt Marburg punktete mit einem Trailer-Video zum Projekt "Marburg an die Lahn". Der Landkreis war enorm breit mit vielen Ständen und Facetten vertreten.
Eine besondere Entdeckung war der Stand des Projekts "Archäologisches Dorf". Auf einem ehemaligen Kiesgrubengelände der Gemeinde Weimar soll ein Museumsdorf mit rekonstruierten Gebäuden aus vorgeschichtlichen Epochen entstehen.
Der Baugrund ist erworben. Dieses Jahr noch soll es damit losgehen. Eine Vereins-Initiative wie diese ist mutig, sympathisch und braucht langen Atem.
Vaupel sagte der 18. OHS einen Andrang von insgesamt 100.000 Besuchern voraus. Man darf wünschen, dass das in Erfüllung geht. Bis einschließlich Sonntag (18. April) hält die OHS ihre Tore täglich von 10 bis 18 Uhr offen. Mittwochs ist sie sogar bis 20 Uhr geöffnet.
Jürgen Neitzel
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