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Eine Frage der Qualifikation


KreisJobCenter feierte Jubiläum

07.04.2010 (mal)
Seit 2005 existiert im Landkreis Marburg-Biedenkopf das KreisJobCenter (KJC). Trotz massiver Proteste wurde das Optionsmodell am Mittwoch (7. April) in einer kleinen Feierstunde vom Kreisausschuss für seine vergangenen Leistungen gewürdigt.
In ihren Reden sprachen sich Landrat Robert Fischbach und der erste Kreisbeigeordnete Dr. Karsten McGovern durchweg lobend über dieses Projekt aus. Neben Musik und Kabarett zeigte der Landkreis diverse Statistiken und Bilanzen. Sie sollten die enormen Erfolge des KJC verdeutlichen.
Doch reichlich Gegenwind erhielten die Verantwortlichen vom Marburger Widerstandsbündnis, dem Erwerbslosenrat Mittelhessen und der Marburger Linken. Bereits im Vorfeld hatten sie eine Demonstration vor dem Kreishaus organisiert.
Verkleidet als Römer, prangerten sie die "römische Dekadenz" und die ihrer Ansicht nach grundlose Selbstbeweihräucherung der Verantwortlichen an. Einige der Demonstranten waren sogar als Sklaven gekennzeichnet.
Die Aktion bezieht sich auf einen Kommentar von Bundesaußenminister Guido Westerwelle. "Wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz ein", hatte er am Donnerstag (11.Februar) in einem Gastkommentar für "Die Welt" geäußert.
Doch davon ungerührt, prallte jegliche Kritik an Hochmut und Selbstlob ab. "Hessen ist Optionsland Nummer 1“, sprach Fischbach in freudiger Erregung. "Und wir haben den Ehrgeiz, möglichst viele Menschen in Option zu bringen.“
Eine von 13 Optionskommunen in Hessen sollte der Landkreis vor fünf Jahren werden. Dazu hatte sich der Kreisausschuss damals entschieden.
Der Kreis kenne die regionalen Strukturen und sei nah an den Menschen dran. Bestehende Netzwerke zur heimischen Wirtschaft würden genutzt.
Ein motiviertes und engagiertes Team unterstütze die Arbeitsvermittlung nachhaltig. 4.000 Menschen wurden seit der Gründung des KJC in den Arbeitsmarkt integriert. Auch die Betreuung und Vermittlung der Jugendlichen und alleinerziehenden Mütter sei vorbildlich.
Die Befürchtungen von kritischen Stimmen hätten sich nicht bewahrheitet. Schon in den Anfangsjahren wurden Erfolge gefeiert.
Seither sei die Arbeitslosenquote gesunken. Die Reform habe sich bewährt.
Ganz anders sieht das hingegen die Marburger Linke (ML). "Die Mehrzahl der Ein-Euro-Jobs ist gesetzwidrig, weil nicht zusätzlich oder im öffentlichen Interesse", äußerte sich der Linken-Kreisvorsitzende Jan Schalauske. Die Mehrzahl bringe den Betroffenen nichts. Wie eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IfAB) der Bundesagentur für Arbeit (BA) belege, sinke die Chance auf einen regulären Arbeitsplatz mit der Dauer des Ein-Euro-Jobs.
Ebenso kritisierte die Linke die Verwaltungspraxis im KJC. Ohne einheitliche Dienstvorschrift übten Fallmanager ihre Tätigkeit aus.
Kaum noch Verbesserungsmöglichkeiten auf dem Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit sieht allerdings der Kreisausschuss. Perspektiven strebe der Kreis nur noch im Themenfeld Migration an. Künftig sollen Menschen mit Migrations-Hintergrund stärker in den Arbeitsmarkt eingebunden werden. Auch eine erhöhte Verbesserung der Qualifikation werde angestrebt.
Martin Ludwig
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