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Für Lügen in Marburg


Späßchen auf Kosten der wahrheitsgemäßen Berichterstattung

01.04.2010 (fjh)
Die angebliche Einführung einer Gebühr für e-Mails hat der Hessische Rundfunk (HR) am Donnerstag (1. April) angekündigt. Bei dieser "Nachricht" handelte es sich jedoch um einen Aprilscherz.
Mit seinem Vorschlag, für jede versandte e-Mail einen Cent Porto einzuziehen und so die Flut von Spam-Mails einzudämmen, hat der HR den Bogen aber überspannt. Zum Einen hat der Sender damit die Politik möglicherweise auf eine Idee gebraht, wie sie den Bürger noch weiter schröpfen könnte. Zum Anderen hat der öffentlich-rechtliche Sender durch die Ausstrahlung dieser angeblichen "Meldung" in seinen Hörfunk-Nachrichten auch die eigene Seriosität untergraben.
Wenn schon Aprilscherze in Boulevard-Formaten ausgestrahlt werden, so mag das noch als Spaß angehen. Eine Übermittlung derartiger Lügen in Nachrichtensendungen aber verstößt eindeutig gegen die journalistischen Grundsätze dder wahrheitsgemäßen und fairen Berichterstattung.
Auch die Stadt Marburg hat sich verstiegen, der örtlichen Presse einen Aprilscherz unterzujubeln. Mit ihrer Behauptung, ein mittelalterliches Dokument belege die Zugehörigkeit Marburgs zur Hanse, hat sie den Bogen ebenfalls überspannt.
Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch (31. März) im Rathaus hatten Oberbürgermeister Egon Vaupel und Dr. Andreas Hedwig dieses Dokument orgezeigt. Auf Nachfragen der anwesenden Berichterstatter hatten sie ausdrücklich verneint, dass es sich um einen Aprilscherz handele.
Abgesehen von der Tatsache, dass Aprilscherze nur am 1. April selbst erlaubt sind, haben sie damit die eigene Glaubwürdigkeit und die der städtischen Pressestelle untergraben. Denn zur allgemein akzeptierten Konvention des Umgangs mit Aprilscherzen gehört auch, dass man sie sofort zugibt, sobald jemand den Wahrheitsgehalt der vorgetragenen Behauptung anzweifelt.
Wenn Medien Aprilscherze verbreiten, dann sollten sie ausschließlich am 1. April erscheinen. Außerdem sollten diese Texte so gestaltet sein, dass informierte Zeitgenossen darin deutliche Anzeichen eines Scherzes entdecken können. So jedenfalls hat marburgnews seine Aprilscherze in den vergangenen Jahren verfasst.
In Zukunft werden Journalisten Pressekonferenzen der Stadt Marburg im Umfeld es 1. April besser meiden, um nicht erneut einem Scherz aufzusitzen. Wer die Presse dergestalt hochnimmt, der darf danach nicht mehr auf eine wohlgesonnene Kooperation hoffen, zumal die Leserschaft das eigentlich leidtragende Opfer dieser "Scherze" ist.
Sie mag sich nun überlegen, wo ihr die Urheber dieser bewussten Falschmeldung sonst noch die Unwahrheit aufgetischt haben. Jedenfalls haben Vaupel und Hedwig bewiesen, dass sie es beim Flunkern durchaus mit dem berühmten "Lügenbaron" von Münchhausen aufnehmen können.
Spaß beiseite: Scherze auf Kosten anderer und der Wahrheit sind brandgefährlich. Wer mit dem Feuer spielt, kann darin umkommen!
Franz-Josef Hanke
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