31.03.2010 (mal)
Eine Urkunde aus dem 14. Jahrhundert soll beweisen, dass Marburg eine frühe Hafen- und Hansestadt gewesen sei. Landgraf Heinrich II. von Hessen legte in diesem Dokument am 13. Mai 1380 Güter-Streitigkeiten mit dem Deutschen Orden zu Marburg bei.
Mit dem Fund der Urkunde überraschte sich das Hessische Staatsarchiv Marburg so kurz vor Ostern selbst. Das Fundstück präsentierten Archiv-Leiter Dr. Andreas Hedwig und Oberbürgermeister Egon Vaupel am Mittwoch (31. März) im Rathaus.
Unter dem Titel "Eine Stadt und ihr Fluss – Marburg an der Lahn" veranstaltet das Staatsarchiv von Freitag (11. Juni) bis Freitag (17. September) eine Ausstellung. Im Rahmen der Vorbereitungen wurden frühe Dokumente nach dem Thema "Handel und Gewerbe" durchgesehen.
Das besagte Schriftstück war ursprünglich einem falschen Bestand zugeordnet worden. Erst jetzt wurde es genauer durchgesehen.
"Der Fund zeigt die existentielle historische Bedeutung der Lahn für die Stadt Marburg", erklärte Hedwig.
Der Deutsche Orden stand am Ende des 14. Jahrhunderts auf dem Höhepunkt seiner territorialen Macht. Er expandierte von Ostpreußen bis weit in das Baltikum hinein. Hierdurch ergaben sich mannigfaltige Verbindungen zur Hanse.
Dieser Städtebund erstarkte in diesem Jahrhundert ebenfalls. Damals weitete er sein Handelsnetz über ganz Nord- und Nordwest-Europa aus.
Das wirtschaftlich aufstrebende Marburg hatte ein großes Interesse an der Beteiligung am Handelsnetz. Der Transport von Waren auf dem Wasserweg die Lahn hinab über Köln nach Holland und über den Landweg in Richtung Einbeck sowie Paderborn sollte gewährleistet sein.
Aus diesem Grund garantierte Heinrich II. dem Deutschen Orden sämtliche Besitzungen und Rechte in der Landgrafschaft Hessen. Zusätzlich gewährte er den Kaufleuten einen uneingeschränkten Handel mit der Hanse. Leder- und Tuchwaren wurden zum hauptsächlichen wirtschaftlichen Schwerpunkt.
Die bisherigen Erkenntnisse hätten weiterführende Forschungsfragen zur Folge. Jede Hansestadt liege in unmittelbarer Nähe zu Hafenanlagen. Überreste einer Hafenanlage oder aber Schiffsgelände und Stapelplätze müssten nun gefunden werden.
Die Herrenmühle oder die Uferstraße entlang der Lahn könnten archäologische Fundstätten bieten. Wie lange die Zugehörigkeit zur Hanse bestand und welchen Anteil der Hafen am wirtschaftlichen Aufschwung Marburgs zum Ende des Mittelalters hatte, seien weiterführende Fragen.
"Marburg strebt nicht den Status einer freien Hansestadt an", betonte Vaupel nachdrücklich. Der Wert im entwicklungspolitischen Sinne solle lediglich herausgestellt werden. Der Magistrat werde weitere Forschungen auf jeden Fall unterstützen.
Martin Ludwig
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