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Engagement mit geringem Engagement


Sinfonietta Köln konnte kaum voll überzeugen

28.03.2010 (fjh)
Ordentliche Hausmannskost servierte das Orchester "Sinfonietta Köln" am Samstag (27. März) in der Stadthalle. Erst nach der Pause liefen der Dirigent Cornelius Frowein und seine Musiker zu ihrer Höchstform auf.
Fast lustlos leierten sie zu Anfang die Sinfonie in G mit der Nummer 17 von Wolfgang Amadeus Mozart herunter. Zwar spielte das Orchester akzentuiert und technisch sauber, aber von Einfühlungsvermögen war wenig zu merken. Das Werk des 16-jährigen Mozart, das im Köchel-Verzeichnis unter der Nummer 129 aufgeführt ist, hätte man anderswo sicherlich ausdrucksstärker und eindringlicher zu hören bekommen.
Mit wesentlich mehr innerer Anteilnahme wandten sich die Musiker dann einem Werk des 1937 geborenen US-amerikanischen Komponisten Philip Glass zu. Sein Stück unter dem Titel "Company" spielte das Orchester akzentuiert und durchaus einfühlsam. Vor allem die leise ausklingenden Enden der Sätze kamen sehr schwebend zum Publikum herüber.
Etwas weniger oberflächlich als beim ersten Mozart-Stück – aber immer noch eher geschäftsmäßig abgearbeitet – kam sein Violinkonzert 4 in D-Dur mit der Nummer 218 im Köchel-Verzeichnis daher. Auch die Geigerin Tanja Becker-Bender konnte hier als Solistin nicht wirklich überzeugen. Das Ganze wirkte eher uninspiriert und technisch heruntergenudelt.
Dennoch verlangte das Publikum von der Violonistin eine Zugabe. Mit Niccolo Paganinis Capricio 24 wählte sie sich dafür ein ausgesprochen schweres Stück aus. Während sie dabei meist mit Einfühlungsvermögen und perfektem Spiel brillierte, hudelte sie über einige wenige Passagen aber auch oberflächlich hinweg.
Diesen Mangel versuchte sie anschließend, mit einer zweiten Zugabe wiedergutzumachen. Aber auch das Scherzo von Erwin Schulhoff spielte sie nicht ganz hundertprozentig perfekt.
Nach der Pause bot sich dem – durch die vorangegangenen Veranstaltungen des Marburger Konzertvereins freilich sehr verwöhnten – Publikum dann aber ein gänzlich anderes Bild. Zum "Trauermarsch" – der Sinfonie Nummer 44 in E-Moll - von Joseph Haydn legte sich Frowein beim Dirigieren mächtig ins Zeug. Mit vollem Körpereinsatz bewegte er auch das Orchester zu Höchstleistungen.
Als Zugabe präsentierten die Kölner Musiker einen weiteren Ohrenschmaus aus der – wie sich der Dirigent ausdrückte – "interessanten Epoche" des "Sturm und Drang". Auch der letzte Satz einer Sinfonie von Johann Christian Bach erklang wieder in einer einfühlsam und engagiert gespielten Intonation.
Hätten die Musiker vor der Pause schon die gleiche Leistung geboten wie danach, so wäre dieser Abend wohl ein wahres Erlebnis geworden. So aber bedauert der Musikfreund die falsche "Professionalität" eines Orchesters, das die wunderschöne Musik Mozarts zwar aufs Programm setzt, aber nicht wirklich inbrünstig anstimmt. Der Komponist und das Publikum haben sicherlich mehr Engagement verdient.
Franz-Josef Hanke
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