26.03.2010 (fjh)
Der demografische Wandel verlangt völlig neue Antworten von der Gesellschaft. Einige davon gab Henning Scherf am Donnerstag (25. März) bei einer Veranstaltung der
Volksbank Mittelhessen in der Marburger Stadthalle.
Seit 22 Jharen lebt der ehemalige Bremer Bürgermeister in einer zehnköpfigen Wohngemeinschaft. Entstanden sei das Projekt, als die Kinder aus dem Haus zogen und das Ehepaar die entstandene Lücke füllen wollte. Gemeinsam mit gleichgesinnten Bekannten gründete man deswegen die Hausgemeinschaft.
Mit großem Enthusiasmus warb Scherf für Wohnprojekte, die eine gegenseitige Unterstützung bei Krankheit und im Alter ermöglichen. Genausogut funktioniere die gegenseitige Solidarität aber auch bei der Betreuung von Kleinkindern oder Alleinerziehenden.
Schon als Sozialsenator habe er ähnliche Projekte unterstützt, berichtete Scherf. In seiner eigenen Gemeinschaft sieht er eine große Bereicherung für alle Mitwohnenden und deren Angehörige.
Deren Kinder kommen gerne zu Besuch. "Beim Kirchentag rücken wir eng zusammen" berichtete der SPD-Politiker. Auf Matratzenlagern kämen bis zu 20 Besucher zusätzlich untr indem dreistöckigen Altbau.
Als eine Bewohnerin schwer erkrankte, haben die Anderen sie gemeinsam gepflegt. Als wenig später auch ihr Sohn erkrankte, beteiligten sich auch die Kinder der Bewohner an seiner Pflege. "Dadurch ist das Verhältnis zu unseren Kindern viel intensiver geworden", sagte Scherf.
Solidarität sei auch ein wesentliches Motiv der Volksbanken, erklärte Vorstandsvorsitzender Dr. Peter Hanker. Bei einer ausführlichen Kommentierung des zurückliegenden Jahrs und der anschließenden Vorstellung des Geschäftsberichts zeigte er sich zufrieden mit den Ergebnissen.
Mit ihrer Bilanzsumme von gut 5 Milliarden Euro gehöre die Volksbank Mittelhessen zu den größten Banke im genossenschaftlichen Bereich. Mit 170.000 "Genossen" sei sie die mitgliederstärkste Volksbank Deutschlands.
Diese Tatsache zeuge von der Verwurzelung der Bank in der Region, erklärte Hanker. Hier engagiere sich die Bank nicht nur als Geldinstitut, sondern auch als Sponsor.
Diese Erklärung griff Scherf gleich listig auf. Er ermutigte die Anwesenden, eigene Wohnprojekte anzustoßen und dabei auch die Unterstützung der Volksbank zu erfragen.
Beginnen könnten sie mit einem Haus- oder Straßenfest, mit der gemeinsamen Betreuung von Kindern oder mit dem gegenseitigen Bekochen. Eine gegenseitige Pflege sei in aller Regel erst dann möglich, wenn die Beteiligten bereits ein tiefes Vertrauensverhältnis zueinander entwickelt haben.
Um auch für Eventualitäten wie Demenzerkrankungen gewappnet zu sein, will Scherf sich demnächst 14 Tage lang bei einem Wohnprojekt mit Demenz-Kranken einquartieren. "Ich will das wissen", begründete er seinen Plan. "Je mehr ich über Krankheiten und den Tod weiß, desto weniger Angst habe ich davor."
Franz-Josef Hanke
Text 3615 groß anzeigenwww.marburgnews.de