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Theater um eine Legende


"Yesterday" feierte Premiere in der Stadthalle

30.03.2008 (atn)
Mal so richtig ausgetobt hat sich die Schauspiel-Truppe des Hessischen Landestheaters bei der Premiere des Stücks "Yesterday" am Samstag (29. März) in der Stadthalle. Die musikalische Hommage an die Beatles von Georg Mottendrein hatte Manfred Gorr farbenfroh, lebendig und laut inszeniert.
Insgesamt zehn Darsteller stellten die Geschichte der "Fab Four" aus Liverpool in etwa zweieinhalb Stunden nach. Gestreift wurde dabei sowohl der turbulente Beginn der "Beatles" gegen Ende der fünfziger Jahre in Liverpool und die ersten Hits nach der wilden Zeit in Hamburgs Rotlicht-Viertel als auch der Wandel zu gereiften Musikern und das Leben im goldenen Käfig sowie der Moment im Jahr 1970, an dem sich die Wege der Band-Mitglieder trennten. Auch der weitere Werdegang der Ex-Beatles, die mit neuen Partnern und unterschiedlichen Erfolgen weiterhin Musik machten, wurde am Ende angeschnitten.
Als herausragend an dem neuen Stück des Hessischen Landestheaters bleiben nach dem Premieren-Abend "Atomic B. and the Huguenots" in Erinnerung. Diese acht Musiker im Programmheft unter "Musikalische Begleitung" aufzulisten, wird ihnen nicht ganz gerecht. Schließlich beackerten sie während des ganzen Abends an Piano, Gitarre, Bass, Schlagzeug, Saxophon, Klarinette, Trompete und Posaune das Hauptthema des Stücks: Die Musik. Dabei waren sie in einigen Momenten kurz davor, das doch eher gesetzte Publikum aus seinen Stühlen zu reißen.
Neben der Leistung der Musiker beeindruckten vor allem das Bühnenbild und die oft sehr durchdachte und geschickte Inszenierung. Auf der Bühne der Stadthalle befand sich ein einfacher runder Hügel, dessen Kuppe gedreht werden konnte. Um diesen Hügel herum waren drei große Leinwände installiert, die effektvoll für Einspielungen von Original-Filmmaterial und Interview-Mitschnitten genutzt wurden. Je weiter im Laufe des Abends in das Werk der "Beatles" vorgedrungen wurde, umso abstrakter wurden auch die Darstellungen, bis der Zuschauer schließlich vor einem riesengroßen, bunten und sich drehenden Kaleidoskop saß.
Franziska Endress, Franziska Knetsch, Ulrike Knobloch und Regina Leitner spielten in "Yesterday" fast alles. Und vor allem sangen sie, was man in einem Beatles-Musical vielleicht nicht unbedingt erwarten würde, was sich aber auch nicht schlecht machte.
Die vier Damen waren mal heiß begehrte Mädchen auf Hamburgs Reeperbahn, mal die Beatles selbst oder deren Spiegel, am Ende schließlich deren Partnerinnen und für einen Moment sogar die toten Band-Mitglieder.
Sascha Bauer, Florian Federl, Markus Klauk, Bastian Michael, Stefan Piskorz und Daniel Sempf überzeugten als "The Beatles" eher weniger. Da aber jeder weiss, dass es originalgetreue Nachbildungen nicht geben kann, war das nicht weiter schlimm.
Präsentiert wurde von den ‚Jungs’ also das Leben der Beatles. Anfangs schnöselig und raufig, später wurde das Ganze dann etwas pointierter und ausgefeilter, aber noch lange nicht philosophisch. Hätte es das phantastische Orchester und das Bühnenbild nicht gegeben, wäre an "Yesterday" nicht mehr viel dran. Die Darsteller - zumindest die männlichen - blieben dem Zuschauer die meiste Zeit über als etwas entrückt agierende Selbstdarsteller eher fremd. Die Damen hatten es da etwas leichter, da sie in ihren Rollen künstlerischer und abstrakter handeln konnten. So ergaben sich häufiger Szenen, die Potential hatten, unter die Haut zu gehen.
Das lag vor allem aber an der Art der Inszenierung und deren Kombination mit dem Bühnenbild. Als zum Beispiel die Königin von England - farbenfroh, wie man sie öfter sieht - langsam von der Decke schwebte und auf einem samtenen Sessel aus zwei Menschen Platz nahm, haben weniger die Darsteller als viel mehr diese Szene an sich die Zuschauer zum Lachen gebracht.
"Yesterday" ist nicht unbedingt ein Stück, mit dem man die Beatles kennenlernen kann. Es ist auch kein Stück zum Lachen oder eins zum Mittanzen. Eigentlich ist es ein abstraktes Sammelsurium von Szenen aus der Karriere einer Band, verbunden mit allerlei Bühnentricks und unterstützt von acht wirklich guten Musikern. Ihretwegen jedenfalls lohnte sich der Theaterbesuch.
Anika Trebbin
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