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Puppen, Mann


Preisverleihung im Theater am Schwanhof

13.03.2010 (mal)
Die 15. Hessische Kinder- und Jugendtheaterwoche endete am Samstag (13. März) mit einer Preisverleihung im Theater am Schwanhof (TaSch 1). Die zehnköpfige Jury hatte im Laufe der Woche mehr als 20 Inszenierungen angesehen und schließlich bewertet. Das Preisgeld von 2.000 Euro hatte der Freundeskreis des Hessischen Landestheaters zur Verfügung gestellt.
Die Württembergische Landesbühne Esslingen (WLB) erreichte mit ihrem Stück "Kiwi“ den vierten Platz. Eigentlich ist die Preisvergabe an Viertplatzierte unüblich. Aber das Ensemble hatte den dritten Platz nur knapp verfehlt und wurde deshalb noch einmal lobend erwähnt.
Der eigentliche dritte Platz ist ein Zeugnis für die Mittelmäßigkeit des gesamten Festivals. Stefan Becker vom Spielraum-Theater Kassel nahm den Preis für sein Schauspiel "Metamorphosen“ freudig entgegen. Verkleidet als Putzmann, hatte er am Freitag (12. März) einem jungen Publikum kleine Teile aus dem Werk des Dichters Publius Ovidius Naso (Ovid) näher gebracht. Seine Leistung war sehr amüsant, ging aber auch sehr unsensibel mit den alten Mythen um. Die Darstellung von Göttern in Form von Klobürsten und anderen Putzutensilien ist in der Tat mehr als respektlos. Es ist auszuschließen, dass Becker mit den heutigen Religionen ebenso verfahren könnte. Es hätte mit Sicherheit einen Skandal gegeben.
Einen akzeptablen zweiten Platz machte das Junge Theater Basel. Das Ensemble hätte mit seiner Vorführung "Dear Wendy“ am Montag (8. März) eigentlich den ersten Platz verdient. Spiel und Gesamtleistung der Darsteller waren einfach grandios und zeugten von wahrer Genialität.
Im Hinblick auf den Gewinner des Wettbewerbs ist es aber mehr als verständlich, dass diese Gruppe "nur" den zweiten Platz belegte. Das Theater Laku Paka aus Kaufungen erreichte mit seiner Neuinterpretation des Märchens "Die Bremer Stadtmusikanten“ den mehr als verdienten Spitzenplatz. Das Ensemble hatte am Dienstag (9. März) das Publikum mit seinem perfekten Spiel begeistert.
Im Anschluss an die Preisverleihung führte das Puppentheater Halle sein Bühnenwerk "Amadeus“ auf.
Narzisstisch geprägt, führte die Veranstaltung in die Tiefen der menschlichen Psyche. Der Größenwahn des Menschen und die Neigung, sich selbst zu glorifizieren, wurden greifbar dargestellt. Gebannt erlebten die Zuschauer jede der Emotionen der Protagonisten mit.
In einem perfekten Spiel erweckten die Schauspieler mehrere Puppen zum leben. Das hohe Maß an Professionalität ließ die Zuschauer vergessen, dass die Darsteller im Hintergrund die Fäden zogen. Die Puppen lebten und ließen alle Anwesenden an ihrer Existenz teilhaben.
Zu sehen war eine zynische und vom Leben gezeichnete Puppe, die zu viel rauchte und ebenso viel Alkohol trank. Der Protagonist erklärte in einer fiktiven Lebensbeichte, warum er den Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart hasste und im Erfolg und Ehefrau neidete.
Gleichzeitig glänzten die menschlichen Darsteller im Hintergrund mit einem virtuosen Pantomimenspiel. Die Inszenierung verband die klassische Musik von Mozart mit einer witzigen und zu gleich emotional mitreißenden Geschichte.
Die Gruppe mag zwar keinen Preis gewonnen haben, hat aber eines ganz sicher erhalten: Die Gunst des Publikums!
Genau so muss Theater sein: Witzig, lebendig und voller Selbstironie!
Martin Ludwig
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