12.03.2010 (fku)
"Die Zuschauer fühlen sich verstanden", sagte Theaterregisseurin Heike Scharpff am Freitag (12. März) im
G-Werk. Bei einer Pressekonferenz hat sie ihre neueste Schöpfung "heute vor fünf - wiedervorlage" vorgestellt.
"Eine Performance mit zwei Darstellern und zirka 87 To-Do-Listen" lautet die offizielle Beschreibung. Scharpff entwickelte das Stück wegen ihres Interesses am Thema der To-Do-Listen. Dazu fragte
german stage service bei Zuschauern, Bekannten und Freunden nach deren Listen. Auf diese Anfrage folgten Mengen von Listen unterschiedlichster Art. Sie waren unter Anderem liebevoll gestaltet oder in Eile auf einen Zettel geschmiert. Es wurden sogar Erklärungen zu den Listen mitgeschickt und auch Zeitungsartikel zum Thema.
Die eingesendeten Listen wurden anschließend nach verschiedenen Kriterien untersucht. Kann man von den Listen auf verschiedene Persönlichkeiten schließen? Welche Aufgaben sollen in welcher Zeit abgearbeitet werden? Sind die Aufgaben angenehmer oder eher unangenehmer Natur? Aus diesem Material erarbeitete Scharpff in Zusammenarbeit mit den Schauspielern eine Art Collage und zugleich eine Geschichte.
Die Faszination des Themas geht für Scharpff davon aus, dass die Listen die verschiedenen Haltungen zu Verpflichtungen, den Umgang mit Arbeit und Aufgaben und somit den Arbeitsethos einer Gesellschaft widerspiegeln. Was sie daran sonst noch spannend findet, seien die unterschiedlichen Arbeitsstrukturen der Menschen.
Doch warum gibt es überhaupt eine Wiedervorlage? Laut Scharpff sei die erste Version stark mit der Schauspielerin verknüpft gewesen, die aber das Theater wechselte. Deswegen habe sie das Thema fallen lassen.
Trotzdem "hing es ihr nach". Auch weil der Arbeitsdruck stetig zunehme, habe sie sich an die Wiedervorlage gewagt.
War die erste Version noch "wild zusammen improvisiert", so sei die Wiedervorlage stärker durchdacht. Diverse Aspekte wie die Haltung der Akteure zu den Listen seien verschärft worden. Zudem werde die Problematik, wie man To-Do-Listen als Paar bearbeitet, sowie die Unterscheidung zwischen privaten und beruflichen Listen behandelt.
Dabei sei der Umgang mit dem Thema aber stets humorvoll, obwohl durch die unterschiedliche Haltung der Handlungsträger zu den To-Do-Listen auch Konflikte entstünden. Ein weiterer Unterschied zur ersten Fassung des Stücks ist die Besetzung: Die männliche Hauptrolle wird zwar nach wie vor von Phillip Sebastian verkörpert, die weibliche Haupthandlungsträgerin aber stellt Nicole Horny dar. Außerdem werden die eingesendeten To-Do-Listen im Foyer ausgestellt.
Die Premiere von "heute vor fünf - wiedervorlage" findet am Freitag (19. März) um 20.30 Uhr statt. Das Stück wurde bereits bei einer Preview in Berlin aufgeführt. Einladungen zu Festivals wurden ebenfalls ausgesprochen.
"heute vor fünf - wiedervorlage" beinhaltet also nicht nur zahlreiche To-Do-Listen, sondern sollte auch auf vielen stehen.
Farina Kurzeknabe
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