11.03.2010 (fjh)
"Haben Sie etwas vorbereitet?" Mit dieser Frage begrüßte Josef Hader am Mittwoch (10. März) die Besucher der Stadthalle. Mit schwarzem Humor präsentierte der österreichische Kabarettist auf Einladung des
Kulturladens KFZ gut zweieinhalb Stunden lang sein Programm "Hader spielt Hader".
Den "Humanismus" der Weintrinker mit Haus in der Toscana oder der im Umweltschutz engagierten Fahrer von Geländewagen persiflierte Hader zu Anfang genauso wie die Ermordung der "Indianer" im Namen des Humanismus. Über die katholische Kirche zog der Kabarettist ebenso her wie über seine Wiener Mitbürger.
Als "typisch deutsch" bezeichnete er Adolf Hitler. Als "typisch österreichisch" nannte er Ludwig van Beethoven.
Dann ahmte Hader die Stimme des "Führers" ziemlich gekonnt nach, was ihm spontanen Applaus wie zugleich auch erschrockene Reaktionen des Publikums einbrachte. Gleichermaßen gekonnt persiflierte er mit einem Lied an der elektronischen Orgel den Liedermacher Konstantin Wecker.
Zwischen seinen Textpassagen setzte er sich mehrmals an diese Orgel. Er spielte Melodien, zu denen er bissige Texte sang. Beißende Ironie prägte allerdings das gesamte Programm des Österreichers.
Seine Schilderung des Landlebens war ebenso durchtränkt von bösartigem Spott wie seine Auseinandersetzung mit dem Tod. "In zehn Millionen Jahren werden wir alle zu Öl", erklärte er. "Wir werden dann verfahren."
Ziemlich genau zehn Jahre vor seinem diesmaligen Besuch war Hader gegenüber der Stadthalle im Auditorium Maximum (AudiMax) der
Philipps-Universität aufgetreten. Die
Rezension des damaligen Kabarett-Abends war am 6. März 2000
der allererste Artikel von
marburgnews. Haders "Geburtstagsgeschenk" an die Redaktion der ersten Online-Zeitung für Marburg enthielt nun auch Teile seines seinerzeitigen Programms.
Allerdings kamen seine Reise durch die Kanalisation oder zur Hölle sowie seine Busfahrt mit den Lemmingen nach wie vor vollkommen frisch und unverbraucht daher.
Am Ende beschrieb der Kabarettist die Abgänge nach einem Auftritt. Zählen von 21 bis 23 und dann wieder hinter dem Vorhang hervortreten mochte er an diesem Abend nicht. Dennoch gab er zwei Zugaben.
"In der Nachbarschaft" endete seine Darbietung gegen 22.40 Uhr endgültig. Konnte er dabei auch nur wenige Gäste zum Mitsingen des Refrains überreden, so war sein Applaus danach verdientermaßen stark.
Dieser Abend regte mit beißender Ironie und bitterbösen Pointen zum Nachdenken an. Vor allem aber brachte er das Publikum immer wieder zum Lachen.
Freunde des schwarzen Humors hoffen nun, dass Hader nicht erst in zehn Jahren wiederkommt nach Marburg. Einen kurzweiligen und spitzzüngigen Abend hat er diesmal jedenfalls durchaus geboten. Schließlich hatte er ja was vorbereitet!
Franz-Josef Hanke
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