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Klasse Schauspiel


Iranische Theaterproduktion begeisterte junges Publikum

07.03.2010 (mal)
"ier ist alles irgendwie anders“, schallte es zu Beginn der Darbietung aus den Lautsprechern. Die iranische Theatergruppe "Taatr Man"i brillierte am Sonntag (7. März) im Theater „Am Schwanhof“ mit ihrer Produktion "Gav – Die Kuh".
Fast ohne Sprache zeigten die Akteure in einfachen Bildern und wunderbar komisch, wie aus Nachbarn Freunde wurden. Puppen, Koffer und Plastik-Kühe sprachen hierbei besonders die Kinder ab 6 Jahren an. Doch auch für Erwachsene war die Aufführung zweifelsohne ein großartiger Genuss.
Ein interkultureller Austausch ist nicht immer unproblematisch. Oftmals ist das zwischenmenschliche Miteinander von einem klischeehaften Denken geprägt. Der Konflikt ist vorprogrammiert und baut sich bis zur Eskalation stetig auf.
Die Protagonisten der Handlung waren eigentlich nur ganz gewöhnliche Menschen. Im Umgang miteinander sowie mit knappen Ressourcen repräsentierten sie jedoch die Menschheit.
Zwei Männer ließen sich in einem fernen Land nieder. Beide ließen ihre jeweilige kulturelle Identität in den Alltag einfließen.
Die Schauspieler erschufen individualisierte Persönlichkeiten. Dabei achteten sie besonders auf farbenfrohe - jedoch unterschiedliche - Kleidung und Alltags-Gegenstände.
Auch die Bewegung der beiden Protagonisten war unterschiedlich. Der eine bewegte sich eher vorsichtig und steif, der andere war locker und fröhlich.
Distanziert - und doch neugierig aufeinander - näherten sich die beiden Personen einander an. Dabei demonstrierte jeder von beiden stolz seinen eigenen Besitz. Jeder der Männer hielt sein Vermögen für etwas Besonderes. Zur Untermauerung dieser Haltung putzten die Darsteller geräuschvoll den eigenen Besitz oder ließen einen imaginären Flohzirkus demonstrativ auftreten.
Das Auftreten einer Kuh als natürliche Ressource brachte die Männer auseinander. Zu Beginn des Konflikts wollte jeder die Kuh durch Betrug oder Diebstahl für sich alleine haben.
Am Ende kämpften sie um das Objekt ihrer Begierde. Wild gestikulierend, ließen die Schauspieler einige Zeit verstreichen.
Die Ressource war nun von selbst aufgebraucht und verschwunden. Beschämt erkannten die Protagonisten das Ausmaß ihrer Gier. Sie hatten einen Teil ihrer Identität geopfert und mehr Schaden als Nutzen verursacht.
Im Gegensatz zur Realität sorgten die Schauspieler für einen positiven Ausgang mit moralischer Botschaft. Die beiden Männer begruben das Kriegsbeil und nutzten die Ressourcen als gleichberechtigte Partner. Schließlichbesaßen sie eine ganze Kuhherde und ihre ewige Freundschaft.
Die Theaterproduktion vermied überflüssige Dialoge oder Monologe. Stattdessen lebte das Spiel von der physischen Darstellungskunst der Schauspieler.
Mimik und Gestik fügten sich hierbei perfekt in das Geschehen ein. Es war eine unvergessliche Veranstaltung zum Immer-wieder-Erleben.
Martin Ludwig
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