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Musik-Marathon


Martin Stadtfeld brillierte mit Bachs wohltemperiertem Klavier

27.02.2010 (fjh)
Mit sanft schwebender Leichtigkeit erklang das erste Präludium. Auf dem Programm stand "Das wohltemperierte Klavier" von Johann Sebastian Bach. Mit seiner unglaublich virtuosen Interpretation des ersten Bands der Bachschen Kompositionen begeisterte Martin Stadtfeld am Samstag (27. Februar) die vollbesetzte Stadthalle.
Mal verhalten und nachdenklich, dann wieder fröhlich voranstrebend, ein anderes Mal laut und kräftig oder auch bedrohlich donnernd, brachte der junge Pianist die 24 Stücke des Barock-Altmeisters kongenial zu Gehör. Mal war sein Spiel leise und vorsichtig; dann wieder rasten seine Finger mit irrwitzig rasanter Schnelligkeit über die Tasten.
Oft machte er nur ganz kurze oder manchmal sogar gar keine Pausen zwischen den einzelnen Stücken. Dennoch merkte auch der geübte Zuhörer kaum, dass sich immer wieder die Tonart änderte.
Bereits vor der Pause quittierte das Publikum Stadtfelds Spiel mit donnerndem Applaus. In der sehr langen Unterbrechung konnten sich die Gäste dann ausgiebig über den virtuosen Pianisten und seine einmaligen Fertigkeiten unterhalten.
Besonders fasziniert hat, dass der Pianist kein einziges Notenblatt auf seinem Flügel stehen hatte. Alles hat er mit solcher Sicherheit auswendig gespielt, als sei es ihm in Fleisch und Blut übergegangen.
Die zweite Hälfte der wahrlich wohltemperierten Interpretation endete mit einem absolut furiosen Schluss-Akkord: Die 24. Fuge wechselte zwischen großer Lautstärke und beinahe unhörbarer Zurückhaltung in einer Weise, die jedem Pianisten nur imponieren konnte.
Die anschließenden Bravo-Rufe und den lang anhaltenden donnernden Applaus hatte sich der Pianist redlich verdient. Bescheiden kündigte er daraufhin als Zugabe Sergei Prokofjews "Toccata" an.
Was Stadtfeld in diesem Stück bot, das sprengte jegliche Vorstellung von virtuosem Klavierspiel. Stadtfeld entlockte seinem Konzertflügel Töne, die man einem Klavier niemals zugetraut hätte!
Mit fast unmenschlich schnellen Fingerbewegungen ließ er ein Grollen ertönen, das die einzelnen Töne vollkommen verschwinden ließ. Zwischen den lauten Passagen nahm er sich aber immer wider zurück, um dann wieder kraftvoll nachzulegen.
Spätestens danach war kein Halten mehr. Das Publikum tobte angesichts dieses Spiels, das Können und Einfühlungsvermögen mit einer beinahe selbstverständlich wirkenden Leichtigkeit verband.
Als zweite Zugabe spielte Stadtfeld schließlich noch Bachs "Siciliana". Das gefühlvolle Stück spielte er so ausdrucksstark, dass vielen Konzertbesuchern die Tränen in die Augen traten.
Mit seinem Einfühlungsvermögen und der scheinbaren Leichtigkeit seines Spiels hat der junge Pianist an diesem Abend absolut überzeugt. Stadtfeld hat damit Maßstäbe gesetzt, die alle bisherigen Meisterstücke bei Darbietungen des Marburger Konzertvereins übertroffen haben. Der 29-jährige Musiker gehört zweifelsfrei zu den ganz Großen am Klavier.
Franz-Josef Hanke
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