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Müßiggang in Popo


Büchners "Leonce und Lena" feierte Premiere im Fürstensaal

13.02.2010 (atn)
Im Fürstensaal des Landgrafenschlosses feierte "Leonce und Lena" am Freitag (12. Februar) in einer Inszenierung von Karl Georg Kaiser Premiere. Eine Auswahl überzeugender Schauspieler bot in etwa zwei Stunden eine abwechslungsreiche und an vielen Stellen lustige Vorstellung. Die erste Szene des Bühnenstücks von Georg Büchner wurde im Foyer des Fürstensaals dargeboten.
Die Geschichte von Leonce und Lena ist schnell erzählt. Der dem Müßiggang verschriebene Prinz Leonce - gespielt von Michael Köckritz - will weder König werden, noch heiraten. Als der Tag der arrangierten Ehe jedoch immer näher rückt, flieht er mit seinem Kumpan Valerio nach Italien.
Unterwegs machen sie die Bekanntschaft zweier Damen. Eine davon ist Prinzessin Lena, gespielt von Franziska Endres. Sie soll ebenfalls mit einem Unbekannten vermählt werden und befindet sich deswegen mit ihrer Gouvernante ebenfalls auf der Flucht nach Italien.
Die beiden verlieben sich ineinander. Wie in einem schönen Märchen geht das ganze am Ende trotz etlicher Verwirrungen gut aus.
Das Team des Hessischen Landestheaters (HLTh) Marburg hat einige Facetten dieser auf den ersten Blick sehr einfachen Geschichte gut herausgespielt. Einige Darsteller taten sich dabei besonders hervor. Stefan Gille als König Peter spielte einen von Unsicherheit geplagten König, der am liebsten den ganzen Tag philosophiert, obwohl er scheinbar einen begrenzten Intellekt hat. Hat er sich jedoch einmal etwas vorgenommen, dann muss das auch geschehen. So hatte er die Hochzeit seines Sohnes Leonce geplant und wollte sich an diesem Tag auch freuen und seinem Volk etwas Gutes tun. Einige Zeit versucht König Peter angestrengt, dynamisch-enthusiastische Gesten auf die Bühne zu zaubern. Aber an dieser Stelle bog sich nur das Publikum vor Lachen.
Der eigentliche Herr im Königreich ist der Präsident des Staatsrates und Hofmeister, gespielt von Peter Meyer. Diese Rolle und ihre Besetzung war einer der Höhepunkte dieser Premierenfeier. Zunächst sehr zurückhaltend und verklemmt zeigt sich der Präsident jedoch als Mann, der den König geschickt zu lenken weiß. Er tritt meist zusammen mit dem 1. und 2. Staatsraat, Daniel Sempf und Florian Federl in Erscheinung. Meyer benutzt die Körpersprache in dieser Rolle mit großem Können. Auch seine besondere, nasale Art zu sprechen, ist ein Ohrenschmaus für die Zuschauer und gleichzeitig einer der großen Spaßfaktoren in diesem Stück.
Eine weitere ebenso lustige wie gekonnte Rolle spielte Franziska Knetsch als Prinzessin Lenas Gouvernante. Mit ihrem Kernsatz „Is’ nich’ schlimm“ wedelt die Dame bemüht um die quirlige Prinzessin herum, tröstet Heiratsängste, gibt bei Kummer gute Ratschläge und freut sich schließlich herzliche über das Liebesglück ihres Schützlings. Sie selbst geht aber auch nicht leer aus, sondern verliebt sich in den anfangs doch eher pöbelhaften Valerio.
Valerios Rolle wurde von Sascha Oliver Bauer gespielt. Bauer hat im Marburger Theater schon in etlichen Rollen überzeugt. Auch diese füllte er sehr gut aus, auch wenn in Inszenierung ihm nicht viel Raum für Feinsinnigkeiten lies. Valerio ist eben ein etwas lauter Lebemensch, der zwar die Arbeit scheut, gegen einen guten Posten jedoch nichts einzuwenden hätte. Er ist quasi der Negativantrieb von Prinz Leonce, mit dem er sich auch häufigen Wortgefechten liefert.
Prinz Leonce hat ein eher sensibles Naturell und steht dem Sinn des Lebens sehr kritisch gegenüber. Seiner Meinung tun Menschen viele Dinge aus reinster Langeweile. Seine eigenen Beziehung zu Rosetta, gespielt von Regina Leitner, pflegt er aus dem gleichen Grund. Erst die Begegnung mit Prinzessin Lena bringt hier eine Veränderung.
Köckritz spielte den unruhigen Geist Prinz Leonces mit viel Energie. Gleiches gilt für Endres in der Rolle von Prinzessin Lena. An etlichen Stellen fehlte dem Stück jedoch der Tiefgang, der zu Beginn noch greifbar schien. Etwas zu häufig plätschert die Handlung zwischen krampfhaftem Humor und nicht sehr überzeugender Verzweiflung und weiß das Publikum nicht recht in seinen Bann zu ziehen.
Anika Trebbin
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