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Neuer Service


Stadtbücherei zog ihre Bilanz für 2009

28.01.2010 (fjh)
"2009 war für uns das Jahr der großen Revolution", berichtete Jürgen Hölzer. Zusammen mit Stadträtin Dr. Kerstin Weinbach und Bibliothekarin Cornelia Wiegand blickte der Leiter der Marburger Stadtbücherei am Donnerstag (28. Januar) auf die Arbeit der öffentlichen Bibliothek im abgelaufenen Jahr zurück.
717.000 Euro hat ihre öffentliche Bücherei die Stadt Marburg im Jahr 2009 gekostet. Einen großen Batzen davon hat die Umstellung des Ausleih-Verfahrens auf die elektronische RFID-Technik verschlungen.
Von den 193.000 Euro, die für die Anschaffung von Lesegeräten und die Software zur automatischen Erfassung der Buchtitel und der Lesernummer ausgegeben wurden, hat das Land Hessen 129.000 beigesteuert. Die Umstellung war indes so zeit- und personalaufwendig, dass die Stadtbücherei zusätzlich zu den üblichen zwei Wochen Sommerpause im August 2009 noch weitere zwei Wochen geschlossen bleiben musste.
Alle 98.000 Medien sind jetzt mit einem RFID-Chip markiert. Die "Radio-Frequenz-Identifizierung" (RFID) erlaubt das berührungslose Erfassen der auf einem winzigen Chip enthaltenen Daten.
Beim Verlassen der Bibliothek muss jeder Nutzer seine Ausleihe an einem Terminal selbst abspeichern. Ebenso muss er auch die Rückgabe von Medien selbst melden.
Allerdings stehe immer noch Personal bereit, um bei der Bewältigung dieser Aufgabe zu helfen, beteuerte Hölzer. Die größte Sorge vieler Kunden bei der Einführung des neuen Ausleih-Systems sei gewesen, dass nun möglicherweise Personal eingespart und der Service abgebaut werden könnte.
Das Gegenteil sei jedoch der Fall. Die Stadtbücherei wolle ihren Service in Zukunft noch weiter ausbauen.
Ohnehin sei die Personaldecke mit insgesamt nur acht Planstellen vergleichsweise dünn. 13 Beschäftigte sind – mitunter auch in Teilzeit – bei der städtischen Bibliothek beschäftigt.
Gut 9.800 Menschen haben im Jahr 2009 mindestens ein Buch bei der Stadtbücherei ausgeliehen. Mehr als 2.300 Leser seien neu hinzugekommen.
21 Prozent der Leserschaft kommt nach Hölzers Angaben nicht aus Marburg, sondern aus Ortschaften im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Wie alle anderen Nutzer der städtischen Bibliothek müssen auch sie nur Gebühren bei einer Fristüberschreitung oder für die Ausleihe von DVDs zahlen.
Insgesamt verzeichnete die Stadtbücherei im Berichtsjahr 464.509 Ausleihen. Gegenüber dem Vorjahr mit 503.000 Entleihen war das ein Rückgang um 7,7 Prozent. Ihn erklärte Hölzer aber mit der längeren Schließung der Bibliothek während der Umstellung des Ausleih-Verfahrens.
Diese Maßnahme habe der Stadtbücherei einen Anlass geboten, in größerem Stil alte Titel auszumisten. 15.500 Bücher und Zeitschriften wurden verschenkt oder zum Müll gegeben, weil sie veraltet und seit mehreren Jahren nicht mehr ausgeliehen worden waren.
Gut 9.000 Titel kamen allerdings auch neu in den Bestand. Für Neubeschaffungen stand der Bibliothek ein Jahresetat von 100.000 Euro zur Verfügung.
Mit dem zweiten großen Projekt des Jahres 2009 hat sich die Bücherei an der Ketzerbach mit den Universitätsbibliotheken in Marburg und Gießen, Stadtbüchereien in Gießen und Wetzlar sowie weiteren Bibliotheken in Mittelhessen zu einem mittelhessischen Bibliotheksverbund zusammengeschlossen. Über eine einheitliche Suchmaske können die Nutzer seit November 2009 in den Katalogen aller mittelhessischen Bibliotheken recherchieren. 7 Millionen Titel sind darin derzeit aufgelistet.
Noch ist aber bei erfolgreicher Suche die persönliche Entleihe in der jeweiligen Anbieter-Bücherei erforderlich. Geplant werde aber auch eine Fernleihe, die allerdings sowohl mit technischen und finanziellen Problemen als auch mit organisatorischen Schwierigkeiten verbunden sei.
Als weiteres Projekt von insgesamt zehn hessischen Bibliotheken arbeite die Marburger Stadtbücherei auch an einer sogenannten "Onleihe". Darunter verstehe man die Einrichtung eines Download-Bereichs im Internet, von dem man digitale Bücher herunterladen und dann für eine begrenzte Zeit nutzen könne.
Bei diesem Projekt arbeite man mit einem bundesweit tätigen Anbieter zusammen, der über umfangreiche Nutzungsrechte verfüge. Finanzierbar werde das Projekt allerdings erst durch die Kooperation mehrerer Stadtbüchereien, die dafür dann jeweils Etats von vielleicht 5.000 Euro bereitstellen.
In den elektronischen Medien sieht Hölzer eine weitere Zukunftsperspektive der Bibliothek. Deutliche Zuwachsraten verzeichneten auch Hörbücher, deren Anteil mit gut 6.800 Ausleihen inzwischen bei 17 Prozent liege.
Aber auch Bücher in Großdruck würden verstärkt nachgefragt, berichtete Wiegand. Hier verfügt die Stadtbücherei über etwa 350 Titel.
Ein weiterer Baustein der Arbeit sei die Kinderbuch-Abteilung und die Heranführung der Kleinen ans Lesen. Zu diesem Zweck führe die Stadtbücherei regelmäßig spezielle Fortbildungen für Lehrkräfte und Erzieher durch.
Hinzu kommen Lesungen und andere Veranstaltungen für Erwachsene. Wert legte Hölzer auch auf die soziale Funktion der Bibliothek.
"Viele kommen mehrmals die Woche oder sogar täglich hierher, um Zeitung zu lesen oder die Online-Arbeitsplätze zu nutzen", berichtete der Bibliotheksleiter. Die Stadtbücherei sei eben auch "ein Ort der Kommunikation".
Die Zahl der Online-Arbeitsplätze möchte Hölzer im Frühjahr 2010 von bisher drei auf dann sechs glatt verdoppeln. Bis zum Sommer soll es auch die Möglichkeit geben, sich über ein Wireless LAN mit dem eigenen Laptop oder Notebook ins Internet einzuloggen.
"Manche genießen die Möglichkeit, es sich bei der Lektüre mit einer Tasse Kaffee oder Kakao gemütlich zu machen", berichtete Hölzer. "Vielleicht haben sie daheim einfach kein gemütliches Wohnzimmer."
Franz-Josef Hanke
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