19.01.2010 (fjh)
"Wenn ich jünger wäre, ginge ich wohl fast jede Woche auf die Straße", meinte Käte Dinnebier. Seit ihrem Ausscheiden aus dem Berufsleben ist die einstige Kreisvorsitzende des
Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) Sprecherin des DGB-Seniorenkreises. Gemeinsam mit Mitstreitern seines Vorstands stellte die 78-jährige Gewerkschafterin am Dienstag (19. Januar) im Marburger DGB-Büro sein Jahresprogramm für 2010 vor.
Sozialabbau und Gegenwehr gegen die neoliberale Politik der Verelendung breiter Bevölkerungskreise stehen im Mittelpunkt der meisten Veranstaltungen. Gleich zweimal referiert Julius Klausmann von der IG Metall über Einschnitte in die Sozialsysteme.
Für Seniorinnen und Senioren sei die reale Kürzung der Renten ebenso ein Problem wie der Abbau von Infrastruktur im ländlichen Raum oder in den Stadtteilen. Als Beispiel nannte Dinnebier den Rückzug der Post vom Richtsberg. Zwar gebe es dort zu bestimmten Zeiten die Möglichkeit, Briefe oder Pakete aufzugeben, doch müsse man seine Sendungen im Stadtzentrum abholen, wenn der Zusteller damit vor verschlossenen Türen gestanden hat.
Der Marburger DGB-Sekretär Dr. Ulf Immelt verwies auf den roten Faden, mit dem der Abbau sozialer Infrastruktur, die Verschlechterung von Studienbedingungen und viele andere soziale Einschränkungen zusammenhängen: "Wir müssen das Ganze als Ausdruck der neoliberalen Ideologie betrachten, die sich in den letzten Jahren überall breit gemacht hat."
Proteste gegen Sozialabbau sind aber nur ein Element der Senioren-Arbeit des DGB. Hinzu kommen Ausflüge und gemeinsame Reisen sowie Betriebsbesichtigungen.
Ein Höhepunkt des Jahresprogramms ist die Vormaifeier der DGB-Senioren am Freitag (30. April). In diesem Jahr haben die Gewerkschafter dazu Horst Schmitthenner von der IG Metall Eingeladen.
Bei der Maikundgebung auf dem Elisabeth-Bllochmann-Platz wird diesmal die ehemalige hessische SPD-Landesvorsitzende Andrea Ypsilanti sprechen. "Das finde ich gut", bemerkte Dinnebier. "Mit ihr habe ich viele Übereinstimmungen."
Ein weiteres wichtiges Datum ist der 9. November. An diesem Datum begehen auch die DGB-Senioren den Jahrestag der Pogromnacht am 9. November 1938.
"Ich habe das ja noch selber miterlebt", berichtete Dinnebier. "Wir haben damals in Kirchhain gegenüber von der Synagoge gewohnt. Es war furchtbar, das mit ansehen zu müssen!"
Franz-Josef Hanke
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