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Voller Emotionen


Philippe Huguet sang für die deutsch-französische Völkerverständigung

10.12.2009 (chr)
Europa rückt näher zusammen. Dass das auch musikalisch gilt, zeigte am Mittwoch (9. Dezember) der französische Sänger Philippe Huguet. In seinem Programm "Paris – Amsterdam via Göttingen" nahm er die Zuhörer in der Waggonhalle mit auf eine Europareise der etwas anderen Art.

Genauer gesagt, war es eine Reise durch die Welt des französischen Chansons. Doch Huguet gab dabei nicht einfach nur ein Konzert.
Aufgebracht stürmte er mitten hinein in das Spiel des Pianisten Christian Maurer auf die Bühne. "Wir fahren nach Paris?", rief Huguet.
Sofort erklärte Huguet mit dem Chanson "Vesoul" von Jacques Brel, warum er Paris langweilig findet. Dabei legten Pianist und Sänger ein atemberaubendes Tempo vor.
"Sie sprechen kein Französisch?", fragte Huguet anschließend erstaunt ins Publikum. "Warum sind Sie dann heute abend hier?"
Wie zur Versöhnung stimmte Huguet ein Lied auf Deutsch an. Ein Kellner singt davon, wie er scheißfreundlich tagtäglich den Kunden das Geld aus der Tasche zieht.
Spätestens hier mussten die Zuhörer sichtbar schmunzeln. Denn Huguet sang den Kellner nicht nur, er war der Kellner.
Gekonnt ließ er durch sein ganzes Gebaren den Inhalt des Lieds vor den Augen des Publikums lebendig werden. Das war schon fast musikalisches Kabarett, was Huguet hier ablieferte.
Anschließend war erst mal Schluss mit deutschen Liedern. "Heute Abend steht Französisch auf dem Programm", verkündete der Sänger.
In Chansons über Liebe, Glück und Leid gab Huguet sein ganzes sängerisches Ausdrucksvermögen zum Besten. Als Überleitung nutzte er jeweils geschickt die grobe deutsche Übersetzung der französischen Texte.
Durch sein schauspielerisches Können wirkte das Gesagte so unmittelbar, dass die Zuhörer anschließend keine Mühe hatten, im Lied die entsprechenden Emotionen wiederzuerkennen. Dementsprechend waren diese Gefühle auch die eigentliche Sprache des Abends.
Wie universal die Sprache der Emotionen ist, zeigte Huguet an dem Gedicht "Barbara" von Jacques Prévert. "Lassen Sie sich einfach von Sprachmelodie und Rhythmus mittragen", forderte er sein Publikum auf.
Das brachte Huguet mit seinem Vortrag mühelos fertig. Mit dem Chanson "A Göttingen" entließ Huguet pünktlich zur Mitte der Reise die Zuhörer in die Pause.
Danach setzte er sein Programm genauso emotional abwechslungsreich fort. Scheinbar mühelos wechselte Huguet von einer Stimmung in die nächste.
Sogar jazzige Anklänge meisterte er. Mit dem Chanson "Amsterdam" als Ziel der Reise war aber noch nicht das Ende des Abends erreicht.
In einer meisterhaften Zugabe bewies Huguet endgültig sein schauspielerisches Talent. Als altes Mütterchen betrat er die Bühne.
"Ich habe den kleinen Franzosen in der Toilette eingesperrt", kicherte die Alte. "Das war genug Französisch für heute".
Unter lautem Gelächter des Publikums stimmte das Mütterchen dann die "Moritat von Mackie Messer" aus Berthold Brechts "Dreigroschenoper" an. Zwischen den Strophen wechselte Huguet blitzschnell die Rollen und sang mal als Betrunkener, mal als Opernsänger.
In einem letzten Lied reizte Huguet anschließend noch einmal die gesamte Ausdruckskraft der weichen Tiefen seines Baritons aus. Mit diesem emotionalen Finale war der Abend würdig abgeschlossen.
Neben Huguets Fähigkeit, in Musik und Sprache die unterschiedlichsten Emotionen zu transportieren, stand und fiel das Konzert auch mit dem virtuosen Klavierspiel Maurers. Der Franzose ließ dem Deutschen auch genug Raum, um in wunderbaren Soli sein vollendetes Können unter Beweis zu stellen.
Insofern verkörperten beide als musikalisches Team ideal das Motto des Abends: Eine musikalische Hommage an die deutsch-französische Freundschaft.
Christian Haas
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