07.12.2009 (fjh)
Klaus Johannis wird nicht Premierminister von Rumänien. Der sozialdemokratische Kandidat Mircea Geoana hatte den Bürgermeister von Marburgs rumänischer Partnerstadt Sibiu (Hermannstadt) für den Fall seiner Wahl zum Staatspräsidenten für dieses Amt nominiert.
Rumänien hatte am Sonntag (6. Dezember) allerdings den bürgerlichen Politiker Traian Basescu mit hauchdünner Mehrheit als Staatspräsidenten im Amt bestätigt. Er erhielt 50,37 Prozent der abgegebenen Stimmen. Geoana kam auf 49,63 Prozent.
Auch wenn die Wahl in Rumänien nicht zugunsten der Opposition ausgegangen ist, zeigt allein schon seine Nominierung, dass Johannis einer der wichtigsten Oppositionsführer des Landes ist.
Johannis wurde nicht nur wegen seines Organisationstalents, seiner Fähigkeit, ausländische Investoren zu gewinnen und wegen seiner Integrität für das Amt des Premierministers nominiert, sondern auch, weil er mit seiner Zugehörigkeit zum "Demokratischen Forum für Deutsche in Rumänien" (DFDR) als parteiunabhängig gilt.
In einem Interview in der Tageszeitung "Die Welt" hatte Johannis noch vor der Präsidentschaftswahl gesagt, dass er sich der Notsituation bewusst sei, aus der heraus er nominiert wurde. Seit Oktober 2009 befindet sich Rumänien in einer heftigen Regierungskrise. Zudem wird das Land von der internationalen Wirtschaftskrise und von Korruption gebeutelt.
Johannis hingegen hat Marburgs rumänischer Partnerstadt Sibiu zu einem beispiellosen Aufschwung verholfen. Der deutschsprachige Politiker hätte die Regierungsgeschäfte allerdings nur für eine Übergangszeit führen wollen. Sein Amt als Bürgermeister von Sibiu hätte er in diesem Fall nicht niedergelegt.
Damit reagierte er auch auf Bürgerproteste. Zahlreiche Einwohner von Hermannstadt wollten "ihren" Bürgermeister nicht den "Löwen in Bukarest zum Fraß vorwerfen".
Für Marburg kann der Einfluss des Hermannstädter Bürgermeisters nur von Vorteil sein. Unter Johannis Federführung wurde nicht zuletzt auch die Städtepartnerschaft mit der Stadt an der Lahn beschlossen.
Mit seinem Besuch in Marburg zur Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrags im Jahr 2005 wurde Sibiu seinen deutschen Wurzeln gerecht. Sibiu wurde 1191 von deutschen und flämischen Kolonisten als "Hermannstadt" gegründet.
Die Verbindung mit Marburg beruht somit auf historischen Wurzeln. Hermannstädter und Marburger Theologen haben schon im 16. Jahrhundert zur Ausbildung untereinander einen regen Austausch gepflegt.
Die Kontakte zwischen Sibiu und Marburg konzentrieren sich besonders auf die beiden Universitäten. Ein weiteres wichtiges Element ist auch die Lieferung von Hilfsgütern.
Im Jahr 2008 hat sich der Freundeskreis Sibiu-Marburg sowohl in Marburg als auch in Hermannstadt gegründet. Er unterfüttert die Städtepartnerschaft mit zivilgesellschaftlichem Leben.
pm: Stadt Marburg
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