03.12.2009 (chr)
Arbeitslose Frauen werden im Vergleich zu Männern weniger gefordert und gefördert. Das ist das Ergebnis einer Studie, die Wissenschaftlerinnen der 
Philipps-Universität am Donnerstag (3. Dezember) in Marburg vorgestellt haben.
In Auftrag gegeben  hatte die Studie das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) im November 2006. An der Durchführung war neben der Universität Duisburg-Essen und dem Forschungsteam Internationaler Arbeitsmarkt auch die Forschungs- und Kooperationsstelle Arbeit, Demokratie, Geschlecht der Philipps-Universität (GendA) beteiligt. 
Die Studie habe vor allem gezeigt, dass Hartz IV auf Frauen und Männer ganz unterschiedliche Auswirkungen habe, erklärte die Leiterin der Forschungsstelle, Dr. Clarissa Rudolph. Danach gingen Männer nach Abbruch der Hilfe zu 75 Prozent in die Erwerbstätigkeit über. Bei den Frauen seien es gerade mal die Hälfte. 
Stattdessen brächen sie häufig die Hilfe ab, wenn ihr Partner eine Arbeit gefunden habe. Auch nähmen vor allem Frauen mit Kindern seltener an den angebotenen Förderprogrammen teil.
"Das liegt mit an der häufig noch existierenden klassischen Rollenverteilung", erläuterte Rudolph. "Der Mann gilt immer noch als Ernährer der Familie". 
Dieses Bild werde aber auch von den JobCentern vertreten, ist die Politikwissenschaftlerin überzeugt. "Hier erhalten in der Regel automatisch Männer die sozialversicherungspflichtigen Jobs". 
Eine derartige Praxis sei vor allem für alleinerziehende Mütter problematisch. "Häufig sparen alleinerziehende Hartz-IV-Empfängerinnen bei sich selbst, zugunsten ihrer Kinder". Dabei fordert das entsprechende Gesetz unmissverständlich, die "Gleichstellung von Männern und Frauen als durchgängiges Prinzip zu verfolgen". 
Für ihre Studien griffen die beteiligten Wissenschaftler auf bereits vorhandene Daten – wie etwa Statistiken der 
Bundesagentur für Arbeit (BA) – zurück. Daneben wurden bundesweit zehn Fallstudien erhoben, um auch regionale Besonderheiten mit einfließen zu lassen. 
Als Konsequenz aus der Studie forderte Rudolph eine "aktive Gleichstellungspolitik in den JobCentern". Das hieße zum Beispiel, auch einer Frau einen aussichtsreichen Job zu vermitteln, während ihr Mann auf die Kinder aufpasse. 
Auch müsse dringend mehr in Kinderbetreuung investiert werden. "Gerade bei Alleinerziehenden ist die Erwerbs-Motivation oft viel höher. Hier könnten die JobCenter reagieren", empfahl Rudolph. 
Die Ergebnisse der Studie wurden bereits am Dienstag (1. Dezember) den zuständigen Bundespolitikern vorgestellt. Dennoch bleibe abzuwarten, inwieweit die Politik diese Ergebnisse bei der geplanten Umstrukturierung der JobCenter berücksichtige, schloss Rudolph. "Wir hoffen sehr darauf, dass die Gleichstellung von Männern und Frauen stark in die Diskussionen mit eingebracht wird".
Christian Haas
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