22.11.2009 (chr)
Eine tierische Vorstellung für Groß und Klein gab es am Samstag (21. November) im Theater Am Schwanhof (TaSch). Das Kinder-Musical "Katzen" der schwedischen Autorin Agneta Elers-Jarleman feierte im vollbesetzten TaSch 2 Premiere.
Auf der Bühne bot sich dem jungen Publikum und seinen Begleitern ein detailgetreu gestaltetes Bild eines verschneiten Vorstadt-Dachs. Eine sonore Erzählerstimme nahm die Zuschauer mitten ins Geschehen mit.
Im Winter - der Zeit, "in der Wünsche erfüllt werden" - treffen auf einem Dach vier Katzen aufeinander. Alle sind Streuner ohne Familie, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Die kleine Schneeweiß singt von sich als liebes, leises Kätzchen, das einfach nur betören möchte.
Motzartella dagegen ist schwarz und wild. Durch nichts lässt sie sich einschüchtern.
Der graue Kater Maunz liebt alles, was fliegt. Er denkt immer nur ans Essen.
Prinz Marmelade schließlich kann auf ägyptische Vorfahren zurückblicken. Er ist stolz auf sein rot gestreiftes Fell. Dementsprechend sind die anderen für ihn nur "Bauern-Katzen".
Zunächst tänzeln die Katzen ausgelassen über die Dächer, necken sich mit ihren Eigenheiten und erzählen einander Geschichten. Hier wechselten sich schnelle Lieder im Stil zwischen Swing und Ragtime mit Slapstick-ähnlichen Spielszenen ab.
Dabei begeisterte vor allem das reibungslose Zusammenspiel der vier Schauspieler. Sie warfen sich Wortspiele und Neckereien an den Kopf, als seien sie ihnen gerade erst eingefallen. Ihre Katzen-gleichen geschmeidigen Bewegungen zwischen Pirouette und Purzelbaum ergänzten das Spiel treffend.
Nach und nach entdecken die vier Katzen jedoch ihre Gemeinsamkeiten. Alle vier haben bestimmte Wünsche und Sehnsüchte, sind doch im Grunde allein.
Schneeweiß wurde von einem kleinen Mädchen verschmäht und will einfach nur geliebt werden. Der graue Maunz wurde von seiner Menschen-Familie ausgesetzt und findet nicht genug zu essen.
Motzartella hat ihre große Liebe – einen italienischen Kater – verloren. Selbst Prinz Marmelade ist in seiner Vornehmheit einsam und hat die Geschichten von seinem königlichen Vater womöglich nur erfunden.
In die Lieder und das gekonnte Spiel des Pianisten Christian Keul mischten sich nun immer mehr bluesige Elemente. Schließlich erfahren die vier Katzen jedoch, dass durch Freundschaft und Zusammenhalt untereinander die eigenen Wünsche tatsächlich erfüllt werden können.
So entsteht durch die einzelnen Lieder und Geschichten ein kindgerechtes Bild unterschiedlicher Aspekte des Lebens.
Dem Ensemble um Choreographin Juliane Nowak gelang dazu eine stimmige Inszenierung. Gekonnt wechselten die Schauspieler zwischen Spiel und Gesang. Obwohl alle vier dabei in den pelzigen Kostümen sichtbar ins Schwitzen kamen, blieben ihre Stimmen erstaunlich kraftvoll.
Insbesondere Regina Leitner als Motzartella begeisterte durch ein körperlich sehr intensives Spiel. Auch Franziska Knetsch als Schneeweiß machte ihre Arbeit sehr gut.
Leider fehlte es den anderen beiden Figuren dafür mitunter etwas an Charaktertiefe. Die Sorgen und Ängste der Katzen blieben leicht hinter der Musik zurück. Um wirklich mitleiden und mitlachen zu können, wäre hier ein noch intensiveres Spiel schön gewesen.
Durch die fröhlichen Lieder und die harmonische Geschichte fiel dieser kleine Mangel allerdings kaum ins Gewicht. Groß und Klein wurden sehr gut unterhalten.
Das lohnten sie auch mit einem langanhaltenden Applaus. Das "Miezical" ist noch bis einschließlich Samstag (19. Dezember) zu unterschiedlichen Zeiten zu sehen.
Christian Haas
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