13.03.2008 (alx)
Der Frage "Gibt es ein Theaterleben nach second life?" gingen Theater-Interessierte am Mittwoch(12. März) nach. Im Rahmen der 13. hessischen Kinder- und Jugendtheaterwoche hatte die Länder-Arbeitsgemeinschaft Südwest (LAG Südwest)zu dieser Diskussion über die Zukunftsperspektiven des Theaters zwischen Virtualität und Realität eingeladen.
Leiter der Diskussion war Festival-Mitarbeiter Norbert Ebel.Die Wahl-Kölner Hannah Hofmann und Sven Lindholm informierten über ihre zuletzt durchgeführten Projekte. Seit acht Jahren entwickelt das Duo "Hofmann und Lindholm" Ideen an der Schnittstelle zwischen Theater und Bildender Kunst. Sein Theater liefere Gebrauchsanweisungen für das Leben, erläuterte Hofmann.
Die Darsteller seien keine Schauspieler, sondern Komplizen in den Stücken. Sie verrieten, was sie in ihrer Freizeit tun. Und das sei oft an der Grenze der Legalität.
Matthias beispielsweise sucht Parkplätze nach beschädigten Autos ab. Danach entscheidet er sich für eins und hinterlässt eine Nachricht unter dem Scheibenwischer. Er gibt sich als Verursacher des Schadens zu erkennen, notiert seine Telefonnummer und beteuert, dass seine Versicherung selbstverständlich für den Schaden aufkommen wird.
Auf der Bühne erzählte er von seinen nächtlichen Streifzügen. Seine Ausführungen wurden begleitet von einem inszenierten Videofilm. Ob er tatsächlich einen Anruf bekommen hat, blieb offen.
Hofmann und Lindholm ging es darum, Fragen zu stellen. Die Antworten dazu müsse jeder selber finden.
Das Theater von Hofmann und Lindholm beginne nicht auf der Bühne, sondern bereits auf dem Parkplatz, bemerkte Andreas Lange. Ebenso wenig ende es auf der Bühne. Stattdessen wirke es darüber hinaus.
Außerdem könne jeder zum Akteur werden. Darin sieht der Leiter des Computerspiel-Museums in Berlin Parallelen zu virtuellen Welten wie etwa "Second Life".
Auch hier könne jeder teilnehmen und seine eigene Biographie konstruieren. Wirklichkeit und Fiktion vermischen sich also sowohl auf der Bühne als auch in "Second Life".
Die Frage, ob und wie das Theater nun auf eine zunehmend mediale Welt reagieren soll, erübrige sich damit. Die Antwort finde bereits statt, folgerte Lange weiter.
Über die Zukunft des Kinder- und Jugendtheaters könne nur spekuliert werden. Wichtig jedoch sei, dass die Theaterstücke zugänglich sind. Schlagwort dabei sei vor allem die Körperlichkeit des Theaters.
Das sei es nämlich, was das Internet bisher noch nicht bieten könne. Fakt jedenfalls sei: "Es gibt ein Grundbedürfnis nach einer geilen Geschichte."
Alexandra Appel
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