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Lesung aus dem Buch Tobit


Schöneberger hauchte alttestamentarischem Text Leben ein

05.11.2009 (fjh)
"Tobit" ist eins der weniger bekannten Bücher der Bibel. Dennoch – oder vielleicht auch gerade deswegen – war der Raum der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) bei einer Lesung aus dem alttestamentarischen Text am Mittwoch (4. November) bis auf den letzten Platz gefüllt.
Der Wissenschaftsjournalist, Nachrichten- und Hörbuchsprecher Dr. Hans-Josef Schöneberger las die Geschichte aus der Bibel. Martin Ander spielte zwischen den einzelnen Kapiteln passende Musik auf einem Klavier.
Tobit lebt in der assyrischen Hauptstadt Ninive. Obwohl er alle Regeln seines jüdischen Volks streng beachtet, geht es ihm schließlich ziemlich schlecht. Seinen sohn Tobias schickt er darauf fort, um seine andernorts hinterlegten Ersparnisse zu holen.
Zu seiner Sicherheit soll jemand den Sohn auf seiner gefährlichen Reise begleiten. Vater und Sohn ahnen aber nicht, dass der fremde Begleiter der Erzengel Raphael ist.
In der Ferne treffen die beiden Reisenden auf Sahra. Die bildhübsche Tochteer eines entfernten Verwandten von Tobit war schon siebenmal verheiratet. Doch jedes Mal ist ihr Bräutigam in der Hochzeitsnacht gestorben, weil ein Dämon sich in die schöne junge Frau verliebt hatte und sie keinem anderen gönnte.
Trotz der Warnung ihres Vaters folgt Tobias dem Rat Raphaels, der ihm verrät, wie er den Dämon in die Flucht schlagen kann. So führt Tobias die schöne Sahra nach einem 14 Tage andauernden Hochzeitsfest wieder heim zu seinen Eltern nach Ninive.
Geradezu spannend ließ Schöneberger die Geschichte vor dem Inneren Auge seiner Zuhörerschaft Gestalt annehmen. Mit seiner sonoren warmen Stimme umschiffte er auch sprechtechnische Klippen wie beispielsweise die hebräischen Namen von Personen und Städten souverän. Wenn er sich ausnahmsweise doch einmal versprochen hatte, setzte er ruhig wieder beim vorangegangenen wort an und las einfach weiter.
Gekonnt arbeitete der Fernsehjournalist witzige Stellen ebenso heraus wie die Dramatik und Spannung der Textvorlage. Mehrmals brachte er die Zuhörenden dadurch zum Lachen.
Auch gelang es ihm so, den Text trotz seiner – mitunter doch ein wenig schwülstigen Rhetorik über die Lobpreisungen Gottes – zu einer beinahe alltäglich wirkenden Geschichte über eine Familie und ihre Erlebnisse zu machen. So fiel seine Stimme in einen etwas höheren klagenden Tonfall, als er Hannas Vorwürfe an ihren Mann Tobit vortrug, er habe ihren einzigen Sohn gehen lassen und damit einer tödlichen Gefahr ausgesetzt.
Mit einer langen Kunstpause brachte schöneberger das letzte Wort eines Kapitels zur Geltung, womit sich die Weissagung des Propheten Jona über den Untergang Ninives erfüllte: "Tobias wurde 125 Jahre alt. So konnte er sich noch zu seinen Lebzeiten über die Zerstörung der Stadt Ninive", sagte Schöneberger und fuhr dann betont fort: "freuen!"
Franz-Josef Hanke
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