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Flug des Geistes


Uni feierte Jubiläum mit Nobelpreisträger

31.10.2009 (fjh)
Ungefähr 1.000 Zuhörer haben das Jubiläums-Symposium zu 400 Jahren Chemie und Pharmazie in Marburg verfolgt, das am Freitag (30. Oktober) mit einem Vortrag des Chemie-Nobelpreisträgers Prof. Dr. Gerhard Ertl zu Ende gegangen ist. Mit dieser Veranstaltung gedachte die Philipps-Universität der Berufung von Johannes Hartmann auf die weltweit erste Professur für "Chymiatrie" im Jahr 1609.
Aus diesem Fach sind später die akademischen Fächer Chemie und Pharmazie hervorgegangen. Hessens Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann erinnerte in ihrem Grußwort an die großen Leistungen der Marburger Chemie, die fünf Nobelpreisträger und drei Leibniz-Preisträger hervorgebracht hat. "Wenn Sie das weiterhin so gut hinkriegen, sind Sie ein leuchtendes Beispiel", beglückwünschte die Ministerin die Fachbereiche zum Jubiläum.
"Wir stehen in der Tradition hervorragender Wissenschaftler und werden das in der Zukunft so fortführen", versprach Chemie-Dekan Prof. Dr. Gernot Frenking in seiner Begrüßung. Es gebe keine andere akademische Disziplin, "die so sehr auf eine Person und einen Ort zurückgeführt werden kann" wie Chemie und Pharmazie auf Hartmann in Marburg. An die große Vergangenheit werde man mit dem Neubau der Chemie auf den Lahnbergen anknüpfen können, führte Frenking aus.
Universitäts-Vizepräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause überbrachte die Glückwünsche der Hochschul-Leitung. "Wir können uns an der Aufbruchsstimmung der Renaissance noch heute ein Beispiel nehmen", sagte sie. Die Neugier des Forschers sei schon damals auch vom Impuls getrieben gewesen, praktischen Nutzen aus der Wissenschaft zu ziehen. Dass sich Grundlagenforschung und anwendungsorientierte Forschung hervorragend miteinander verbinden lassen, bezeichnete Krause als Charakteristikum der beiden Geschwister-Disziplinen Chemie und Pharmazie in Marburg.
Die wissenschaftlichen Beiträge des Symposiums spannten anschließend einen Bogen von Hartmann, seiner Zeit und seinen Nachfolgern bis zur Forschung der Gegenwart. So sorgten die Gießener Chemiker Prof. Dr. Richard Göttlich undProf. Dr. Siegfried Schindler in ihrem Experimentalvortrag dafür, dass ein chemischer Streifzug durch die Jahrhunderte sinnlich erfahrbar wurde getreu dem Motto: "Chemie ist, wenn es stinkt und kracht". Weitere Referate beschäftigten sich unter anderem mit aktuellen Untersuchungen zu Katalyse, Nano-Materialien und Wirkstoffdesign.
Ertl schließlich zog in seinem Beitrag eine Verbindung vom Jahr 1609 zu seinen eigenen Forschungen über Reaktionen an Oberflächen, für die er im Jahr 2007 einen Nobelpreis für Chemie erhalten hat: Die Alchemisten zu jener Zeit hätten nach dem Stein der Weisen gesucht, um Stoffe umzuwandeln. "Heute würde man sagen: Der Stein der Weisen ist ein Katalysator".
Der Physiko-Chemiker präsentierte faszinierende Beispiele für einfachste chemische Systeme, deren komplexe Reaktionen zu Selbstorganisation und spontaner Musterbildung führen. Ertls Fazit lautete: "Das Ganze ist mehr als seine Teile."
pm: Philipps-Universität Marburg
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