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Flug der Gefühle


Prégardien brillierte mit Schuberts schöner Müllerin

31.10.2009 (fjh)
"Die schöne Müllerin" bezauberte am Freitag (30. Oktober) die Marburger Stadthalle. Meisterhaft vorgetragen haben den Lieder-Zyklus von Franz Schubert der lyrische Tenor Christoph Prégardien und sein Begleiter Michael Gees am Klavier.
Veranstalter des Liederabends war der Marburger Konzertverein (MKV). Ihm ist damit erneut eine eindrucksvolle Präsentation der Schönheit klassischer Musik gelungen.
Schuberts opus25 D 795 geht zurück auf Texte von Wilhelm Müller, die seine enttäuschte Liebe zu der Dichterin Luise Hensel verarbeiten. Müllers berühmter Dichter-Kollege Clemens von Brentano hatte ihm die Geliebte ausgespannt.
Forsch begannen Prégardien und Gees den Abend mit dem wohl bekanntesten Stück "Das Wandern ist des Müllers Lust". Allerdings kommt Schuberts Fassung nicht im primitiven Marsch-Rhythmus daher, sondern bewegt sich bereits zwischen fröhlichem Voranschreiten und bedächtigerem Weitergehen.
Noch weitaus wechselhafter waren die Stimmungen der insgesamt 19 nachfolgenden Lieder. Zwischen besorgtem Bangen, hingebungsvollem Hoffen, jubilierender Freude, zärtlicher Zuneigung und erregter Eifersucht schwanken die Stimmungen der Texte bis hin zu tödlicher Traurigkeit.
All diese Stimmungen brachte Prégardien bewegend zum Ausdruck. Mit ausdrucksstarker Hingabe intonierte er ein Lied nach dem Anderen auf immer genau die richtige Weise. Abgesehen von wenigen Tremoli im ersten Lied, die vielleicht nicht gerade jedermanns Geschmack gewesen sein könnten, gab es am gesamten Abend keine Sekunde, wo man dieses Werk besser hätte interpretieren können!
Mit feiner und klarer Stimme sang der Tenor dabei so deutlich, dass man jedes Wort gut verstand. Jeder Ton stimmte und stimmte das Publikum auf den Inhalt des jeweiligen Lieds ein.
Prégardiens begnadeter Begleiter am Klavier zauberte an diesem Abend aber nicht minder mit. Beide harmonierten mit Gesang und Spiel so perfekt, dass der Abend alle berührte.
Paare im Publikum lehnten zärtlich den Kopf auf die Schulter ihres Partners oder ergriffen seine Hand. Ergriffen zerdrückte manch gestandener Mann ein Tränchen, während er die Hand seiner Gattin drückte.
Auch in den Gesichtern der beiden Vortragenden waren diese Stimmungen gut zu erkennen. Auch sie begleiteten ihre musikalische Darbietung mit der passenden Gestik und Mimik.
Besonderen Gefallen fand das Publikum dabei an Gees und seinem Aufzug. Der Pianist sah aus wie eine Mischung aus leicht gealtertem Wunderknaben Mozart und jungem Schubert. Das Haar trug er am Hals zusammengebunden. Ein altmodischer Gehrock schien fast aus dem Fundus eines Vorfahren zu stammen.
Doch zweifellos war es ausschließlich die musikalische Leistung der beiden, die die Begeisterungsstürme zum Schluss des Zyklus auslöste. Minutenlanger Applaus, enthusiastisches Trampeln und Bravo-Rufe bewegten die beiden Akteure zu zwei Zugaben. Nach einem Lied aus Schuberts "Schwanengesang" brachte Prégardien die Stadthalle am Ende des Abends mit dem berühmten "Lindenbaum" noch einmal zum Jubeln.
Franz-Josef Hanke
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