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Verständliche Aktion


DFG fördert Marburger Linguisten

01.10.2009 (fjh)
Das Schwerpunktprogramm "Sprachlautliche Kompetenz" der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geht in seine zweite Förderperiode. Der Marburger Linguist Prof. Dr. Richard Wiese koordiniert die 19 Projekte des Verbunds, die sich sprach- und neurowissenschaftlich mit Lautbildung beschäftigen. Hierfür hat die DFG bis zum Jahr 2012 insgesamt gut vier Millionen Euro bewilligt.
Die Einzelvorhaben des Schwerpunktprogramms verknüpfen drei Gegenstandsbereiche, die bislang weitgehend unabhängig voneinander erforscht wurden: Einerseits untersuchen die Forscher die Lautsysteme der Phonologie, andererseits das durch Phonetik und Psycholinguistik bearbeitete Feld von Artikulation, Wahrnehmung und Spracherwerb. Schließlich behandelt das Projekt auch noch die neuronalen Korrelate sprachlautlicher Verarbeitung, wie sie in der Neurolinguistik untersucht werden.
Für viele der Teilprojekte haben moderne elektrophysiologische Methoden eine immer größere Bedeutung. Dazu zählt etwa die Elektro-Enzephalographie (EEG), die Hirnströme ableitet.
So beschäftigt sich das Marburger Teilprojekt "Word stress: rules and representations" damit, wie Wörter betont werden und was sich dabei im Gehirn abspielt. Leiter dieses Vorhabens sind Wiese und seine Kollegin Dr. Ulrike Domahs.
"Wer schon mal über das Sprachspiel Blumentopferde gestolpert ist, ahnt vielleicht, worum es in unserem Projekt geht", erläutert Wiese: Je nach Betonung hört man ein Wort heraus, das entweder für Erde in einem Blumentopf steht oder für eine besondere Pferderasse.
"Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, dass für die Worterkennung nicht nur wichtig ist, jeden Laut richtig auszusprechen, sondern auch, dass wir die richtige Wortmelodie verwenden", führt der Sprachwissenschaftler aus.
Psycholinguistische Experimente der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass nicht nur die Einzel-Laute eines Worts gelernt werden müssen, sondern auch die Betonung.
"In unserem Projekt wird mit elektrophysiologischen Methoden erforscht, wie sich unser Gehirn auf sprachliche Eigenschaften einstellt, die sich durch Veränderung der Lautstärke, der Tonhöhe und der Dauer ausdrücken", berichtet Domahs. "So wird zum Beispiel überprüft, ob für die Verarbeitung eines Wortes nur relevant ist, auf welcher Silbe ein Wort betont ist, oder ob auch Informationen über das Nicht-Betontsein einer Silbe im Gehirn repräsentiert sind."
Außerdem möchten die Forscher herausbekommen, ob Muttersprachler des Deutschen und des Französischen unterschiedlich auf Satzmelodien reagieren: Denn im Französischen hat die Betonung keine Funktion für die Worterkennung, im Gegensatz zum Deutschen. Deshalb messen die Wissenschaftler die Hirnströme bei Sprechern verschiedener Sprachen, während die Testpersonen Wörter hören, die entweder unauffällig oder auffällig klingen.
In weiteren Forschungsvorhaben des Programms geht es beispielsweise um Bestandteile der Satzmelodie wie Silbe oder Versfuß und die entsprechenden Betonungsmuster. Sodann dreht sich die Forschung auch um Laute und ihre Korrelate in der Hörrinde des Gehirns sowie um den Spracherwerb von Kindern.
Neben der Philipps-Universität sind zwölf Hochschulen zwischen München und Hamburg beteiligt. Außerdem gehören die Max-Planck-Institute für Psycholinguistik in Nijmegen und für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig dem Forschungsverbund an.
pm: Philipps-Universität Marburg
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