26.09.2009 (fjh)
Nicht gerade glücklich ist die Art, wie Matthias faltz Seine neue Tätigkeit vorbereitet. Bevor er die Intendanten-Stelle beim
Hessischen Landestheater (HLTh) in Marburg übernimmt, lässt er zunächst zahlreiche Köpfe rollen.
Es ist das gute Recht jedes neuen Intendanten, sich sein Ensemble nach eigenen Vorstellungen zusammenzustellen. Deshalb hat er auch das Privileg, die bisherigen Schauspielerinnen und Schauspieler größtenteils zu entlassen. Nur vier Darsteller des Marburger Ensembles genießen arbeitsrechtlichen Kündigungsschutz.
Die Rechtslage gibt dem neuen Intendanten also Recht. Doch moralisch ist sein Herangehen überaus verwerflich. Es zeigt, dass er kein Fingerspitzengefühl besitzt und ihm die sozialen Nöte der Menschen nicht wichtig sind.
Vielmehr rangiert mit diesem Vorgehen eitle Selbst-Inszenierung vor sozialer Verantwortung. Sonst hätte Faltz beispielsweise Rücksicht darauf genommen, dass ein Schauspieler-Paar mit Kind wahrscheinlich größte Schwierigkeiten bekommen wird, gemeinsam an einer anderen Bühne ein Engagement zu finden.
Empörung über dieses sozial nicht gerade vorbildliche Verhalten wurde laut, als die Pläne des neuen Intendanten bekannt wurden. Damit hat Faltz sich selbst ein Ei ins Nest gelegt, an dem er sicherlich schwer zu knabbern haben wird.
Das Marburger Theaterpublikum ist größtenteils sehr sozial eingestellt. Künstlerische Qualität auf Kosten der sozialen Grundwerte kommen bei ihm schlecht an.
Ohnehin wird das so neu zusammengewürfelte Theater als moralische Instanz völlig unglaubwürdig. Das aber ist doch eine absolut wesentliche Aufgabe von Theater: Die Aufführungen sollen gesellschaftliche oder soziale Missstände anprangern und zum Nachdenken mahnen.
Wenn aber der Mahner selbst sich als Elefant im sozialen Porzellanladen präsentiert, dann nützt auch das lauteste Trompeten nichts mehr. Die erste Rolle des neuen Intendanten wird dann wohl die eines Straßenkehrers sein, der auf Knien die Scherben der eigenen Rücksichtslosigkeit zusammenkehren muss.
Franz-Josef Hanke
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