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Zeit zum Reden


Landrat lud wegen Wirtschaftskrise zu Rundem Tisch ein

03.09.2009 (fjh)
Zu einem "Runden Tisch" hat Landrat Robert Fischbach Industrie-Unternehmen, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Arbeitsvermittlungen, Banken und Bildungsträger eingeladen. Angesichts der Finanzkrise wollte man Perspektiven für die heimische Wirtschaft entwickeln.
Die Einladung stieß auf große Resonanz. Trotz der Unterschiedlichkeit der verschiedenen Interessensverbände verlief das Gespräch in einer sehr konstruktiven Atmosphäre.
Im Ergebnis war man sich einig, dass weitere Entlassungen für alle Beteiligten von großem Nachteil wären. Kurzarbeit sei ein gutes Mittel, um auf einen zeitweiligen Rückgang von Aufträgen zu reagieren.
"In Zukunft sollen die Möglichkeiten der Qualifizierung in der Kurzarbeit stärker genutzt werden", erklärte Landrat Fischbach nach dem Treffen in der Kreisverwaltung.
Im Laufe der Diskussion wurde deutlich, dass die Einschätzung zur wirtschaftlichen Situation im Landkreis Marburg-Biedenkopf im Bereich der Automobil- und Automobilzulieferer-Industrie eher zurückhaltend gesehen wird. Andere Branchen konnten jedoch von einer guten Auftragslage berichten.
Die Arbeitslosigkeit sei zwar um 1.200 Personen gestiegen, im Vergleich zu 2008 derzeit jedoch noch nicht dramatisch. Allerdings würden ohne die staatlich unterstützte Kurzarbeit die Zahlen auch im Landkreis sehr viel höher ausfallen.
Im Mai 2009 beantragten laut der Agentur für Arbeit 86 Betriebe in Marburg und im Ostkreis für 3.894 Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld. Im – von der Agentur Wetzlar betreuten - Gebiet einschließlich des Hinterlands haben 102 Firmen Kurzarbeitergeld abgerechnet.
"Es gilt, die Zeiten der Kurzarbeit für Qualifizierung zu nutzen, die zu einer Verbesserung der eigenen Kompetenzen und Qualifikationen dienen, den technisch neuesten Stand vermitteln, Abschlüsse ermöglichen und im optimalen Fall zu beruflichem Aufstieg führen können", wie die Vertreter der Arbeitsagenturen verdeutlichten.
Das Instrument der Qualifizierung in der Kurzarbeit werde bisher eher zurückhaltend angenommen, stellte der Landrat nach der Vorstellung der Zahlen der Arbeitsagentur fest. Dabei sollte diese Chance nicht zuletzt vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und dem zu erwartenden Fachkräfte-Mangel mehr genutzt werden.
Aus Sicht der Gewerkschaftsvertreter sind Qualifizierungen sehr hilfreich und bedeutsam für die in Kurzarbeit befindlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dabei gehe es auch darum, die Mitarbeiterschaft zu ermuntern, solche Angebote zu nutzen.
Die Gewerkschaftsvertreter äußerten ihre Sorge, dass es verstärkt zu Entlassungen kommen und eine Sozialauswahl vor allem junge und qualifizierte Arbeitnehmer treffen könnte. Dabei gelte es doch gerade, auch die jüngeren und qualifizierten Kräfte hier in der Region zu halten.
Vertreter des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) äußerten auch die Befürchtung, dass aufgrund einer restriktiveren Kreditmarkt-Politik regionale Unternehmen in Liquiditätsprobleme geraten könnten. Die Vertreter der Bank-Institute machten dagegen deutlich, dass Kredite nach wie vor im gewohnten Umfang und zinsgünstig gewährt werden. Die Unternehmen müssten hier nicht mit Einschränkungen rechnen.
Die Vertreter der Bildungseinrichtungen wünschten sich eine gewisse Planungssicherheit für ihre Qualifizierungsangebote. Die Firmenleiter machten jedoch deutlich, dass langfristige Qualifikationen die Handlungsmöglichkeiten der Betriebe auch einschränken könnten, da bei eingehenden größeren Aufträgen die Arbeitskräfte schnell wieder abrufbar sein müssten. Eine Lösung könnten demnach eher kurze Qualifizierungsmaßnahmen sein.
Das Jahr 2010 wird nach Meinung der Fachleute sicherlich noch einmal eine ganz besondere Herausforderung darstellen, auch wenn sich derzeit die Wirtschaftsdaten positiv entwickeln. Von einem Ende der Krise könne man noch nicht sprechen. Positiv sei jedoch, dass nicht alle Bereiche gleichermaßen unter Auftragseinbrüchen zu leiden hätten.
Der Landrat lobte die heimischen Betriebe, die mit großem Engagement versuchten, ihr Personal in der Krisenzeit so weit wie möglich zu halten. Das gut eingearbeitete Personal sei auf der anderen Seite natürlich auch sehr bedeutsam, um beim Anspringen der Konjunktur eingehende Arbeitsaufträge in gewohnt guter Qualität bearbeiten zu können.
Insgesamt wurde der informative und offene Austausch von allen Beteiligten positiv bewertet. Anfang des kommenden Jahres soll ein weiteres Gespräch in dieser Runde erfolgen, um die Situation dann neu zu bewerten und weitere Perspektiven zu entwickeln.
pm: Landkreis Marburg-Biedenkopf
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