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Ernährung in der Welt


Entwicklungspolitische Ausstellung im Rotkehlchen

20.08.2009 (jnl)
Ohne eine - sonst übliche - Vernissage eröffnete am Mittwoch (19. August) im Kultur-Pub "Rotkehlchen" die Ausstellung "Abgeerntet - Wer ernährt die Welt?". Die Bild- und Texttafeln befinden sich allesamt auf der Empore, zu der man über eine Wendeltreppe emporsteigt.
Rund um den Skandal des weiter bestehenden millionenfachen Hungers in der Welt stellen die Ausstellungsmacher die Frage nach den Alternativen. Auf dem Milleniums-Gipfel der Staatschefs wurde im Jahr 2000 vollmundig versprochen, innerhalb von 15 Jahren die Zahl der weltweit Hungernden zu halbieren. Von diesem - durchaus erreichbar scheinenden - Ziel ist die Welt seither weiter weg denn zuvor. Statt abnehmendes Elend zu erreichen, haben sich zusätzliche 100 Millionen Hungerleidende dazugesellt.
Pfiffig holt ein zur Ausstellung gehörender gedeckter Tisch mit vier Tellern die Besucher auf wohlbekanntes Quiz-Terrain. Die nicht ohne Weiteres erratbaren Antworten auf die aufgeworfenen Fragen werden elektronisch per Video-Display sowie beim Anheben der Teller präsentiert.
Ein Parcours von sechs zusammenhängenden Leitthemen wurde aus Fotos, Texttafeln, Leit-Pfeilen und Installationen zusammengefügt. Diese Leitthemen sind Facetten des Überthemas "Zukunft der Welternährung". Platziert in einer viel frequentierten Kultur- und Eß-Kneipe Marburgs, wirbt die Ausstellung für eine aufgeklärtere Entwicklung der weltweiten Ernährungslage.
Das INKOTA-Netzwerk in Berlin erläutert eindringlich die Problemlagen. Das Menschenrecht auf Nahrung ist ausgerechnet in den ländlichen Gebieten der Dritten Welt am wenigsten verwirklicht.
Knapp eine Milliarde Menschen müssen zu Beginn des 21. Jahrhunderts hungern. Die Versprechungen der G8-Politiker und der Vereinten Nationen (UN) wurden nicht eingelöst.
Das Konzept der Ernährungssouveränität beißt sich mit den Interessen des Big Money. In Paraguay zum Beispiel besitzen 2 Prozent der Bevölkerung 80 Prozent des Ackerbodens. Sie nutzen ihn eher für Export-Plantagen statt für die Ernährung der dortigen Menschen. Nur Bodenreformen und Selbstorganisation der Kleinbauern stehen für Zukunftsgerichtetheit.
Agro-Kraftstoff-Anbau und Grüne Gentechnik sowie Bio-Piraterie sind verbreitete Irrwege. Sie sperren den Menschen dort alle Lebens- und Entwicklungschancen ab.
Auch die Gesundheit der Menschen in den westlichen Industrieländern wird nur dann gedeihen, wenn die biologische Vielfalt durch ökologischere Landwirtschaft weltweit gesichert und gefördert wird.
Die Vermittlung der komplexen Themen gelingt der Wanderausstellung, die Ende 2008 gestartet ist, ausgezeichnet. Die Fülle der Informationen erschlägt den Betrachter allerdings tendenziell auch ein bisschen. Die sechs zusammenfassenden DIN A4 Merkzettel bieten exzellentes Material für die Behandlung der Themen in Seminaren und Schulklassen.
Jürgen Neitzel
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