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Chips sollen Blinden sehen helfen

17.07.2009 (fjh)
Die sprechende Konservendose oder Bushaltestelle und das Navigationssystem für Fußgänger werden schon in wenigen Jahren eine Selbstverständlichkeit sein und den Alltag blinder Menschen erleichtern. Darin sind sich die 350 Teilnehmer der 13. International Mobility Conference (IMC) einig.
Seit Dienstag (14. Juli) haben die Experten aus 35 Ländern in Marburg über neueste Entwicklungen für die Mobilität und die selbständige Lebensführung blinder Menschen diskutiert. Möglich machen sollen dieses Ziel unter anderem Computer-Chips, die aus der Vorrats- und Lagerverwaltung stammen und jetzt für die Bedürfnisse sehbehinderter Menschen weiterentwickelt werden.
Der Computer-Chip spielt auch in der medizinischen Forschung eine bedeutende Rolle. Das machten die Vorträge von Prof. Dr. Eberhart Zrenner und Prof. Dr. Peter Walter deutlich, die mit unterschiedlichen Vorgehensweisen sogenannte "Retina-Implants" entwickeln. Bei derartigen "Retina-Implantaten" handelt es sich um Seh-Prothesen für stark sehbehinderte oder blinde Menschen, deren Rezeptor-Zellen der Netzhaut (Retina) krankheitsbedingt ihre Funktion verloren haben, deren Sehnerv aber noch eine intakte Verbindung zum Gehirn bildet.
Für viele Patienten könnten solche Implantate nach Aussage der Experten eine Chance sein, wenigstens wieder Umrisse zu erkennen. Die Forschungen stehen aber noch am Anfang.
Bei allen technischen Fortschritten waren sich die Experten aber auch einig, dass der intensive Unterricht blinder oder sehbehinderter Menschen in “Orientierung und Mobilität“ unverzichtbar bleibt. "Nur auf der Basis einer soliden Ausbildung mit dem weißen Langstock oder Führhund können blinde Menschen diese neuen Entwicklungen auch sinnvoll nutzen", betonte auch BliStA-Direktor Claus Duncker bei seinem Abschlussresümee. Die Deutsche Blindenstudienanstalt (blista) hat den nur alle drei Jahre stattfindenden Kongress ausgerichtet.
Unterstützt wird Duncker in seiner Einschätzung auch durch die jüngsten Untersuchungen der Marburger Wissenschaftlerin Dr. Katja Fiehler. Sie konnte bei einer Studie mit Schülerinnen und Schülern der Carl-Strehl-Schule (CSS) nachweisen, dass blinde Kinder, die schon vor ihrem zwölften Lebensjahr intensiven Unterricht in "Orientierung und Mobilität" erhalten haben, sich ihre Umwelt wesentlich besser vorstellen können als diejenigen, bei denen der Unterricht erst später einsetzte.
Die CSS ist das einzige Gymnasium für Blinde oder Sehbehinderte im deutschsprachigen Raum. Es wird von der BliStA betrieben, die in ihrer Funktion als umfassende Blinden-Bildungseinrichtung ebenfalls einzigartig ist in Deutschland.
pm: Deutsche Blindenstudienanstalt
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