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Weg damit


Erst hinterher weiß der Mensch das Gute zu schätzen

28.06.2009 (fjh)
Den besonderen Wert von etwas erkennen viele erst, wenn es nicht mehr da ist. Auch steigt sein Wert, wenn etwas in seiner Existenz bedroht ist. Dieses Verhalten konnte man in jüngster Zeit öfters beobachten.
Aktuelle Beispiele sind das Kölner Stadtarchiv, dessen Popularität noch nie so groß war wie nach seinem Einsturz. Auch die astronomischen Preise für Micchael Jacksons Album "Thriller" nach dem Tod des Popstars belegt die Aussage des österreichischen Kabarretisten Georg Kreisler über Komponisten: "Erst dann, wenn er tot ist, ist er gut."
Beispiele für die Geringschätzung wertvoller Schätze sind aber auch in Marburg massenhaft zu finden. Allein bei Bauten im Stadtgebiet ließe sich ohne Mühe eine lange Liste zusammenstellen. Allein in den vergangenen 40 Jahren sind darauf etliche Bausünden verzeichnet.
Es begann damals mit den Stadtsälen an der Universitätsstraße, die einem Möbelhaus Platz machen mussten. Weiter ging es seinerzeit mit dem alten "Wirtshaus an der Lahn", das dem hässlichen Affenfelsen und der neu errichteten Konrad-Adenauer-Brücke über die ebenfalls neue Stadtautobahn weichen musste. Das neogothische Gymnasium Philippinum an der Universitätsstraße wurde ebenfalls einem Konsum-Tempel geopfert. Gegenüber wurde die Schwan-Apotheke im Jugendstil zugunsten der "freien Fahrt für freie Bürger" abgerissen.
In den 80er Jahren folgte das Biegen-Eck, auf dessen Gelände am Rudolphsplatz ein Hotel errichtet wurde. Später folgten gegenüber das Luisa-Bad und danben der Alte Schlachthof, die "Marburgs neuer Mitte" im Wege gestanden hatten.
Doch selbst noch in jüngster Zeit ist der Magistrat der Universitätsstadt Marburg nicht zur Besinnung gekommen. Jedenfalls zeugen der Abriss des Fachwerkhauses Rübenstein 5 und des Hirsefeldstegs nicht gerade von einem geschichts- und denkmalsbewussten Umgang der Stadtväter mit Marburgs historischem Stadtbild.
Mitunter drängt sich dem betrübten Beobachter der fatale Eindruck auf, die Bau-Lobby könnte ihr Gewinnstreben möglicherweise selbst auf Kosten der historischen Bausubstanz durchsetzen. Schließlich werden mit Abriss und Neubau häufig Millionenbeträge verdient.
Sicherlich werden die Bürgerinnen und Bürger Marburgs militant und massiv protestieren, wenn eine geldgierige Beton-Firma irgendwann einmal das Rathaus, das Schloss oder die Elisabethkirche abgerissen hat. Aber davor schützen die Bevölkerung wahrscheinlich dann doch die ebenfalls gewinnorientiertenVertreter von Hotelerie, Gastronomie und Tourismus. Es lebe die Lobbykratie!
Franz-Josef Hanke
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