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Fit vor Fun


Gewichte-Pumpen fürs Eiscafé

14.06.2009 (nur)
Es ist Sonntag (14. Juni), 10.30 Uhr. Statt wie meine Studienfreunde den Rausch vom Vorabend auszuschlafen, stehe ich mit zehn anderen Teilnehmern im Kursraum des Fitness-Studios. Unser Kurs nennt sich auf gut Deutsch "Body Pump".
Ich hatte die Wahl zwischen Body Combat und Body Balance. Weil mir Ersteres zu kämpferisch und Letzteres zu wenig schweißtreibend war, habe ich mich für die "Körperpumpe" entschieden.
Erwartungsvoll stehe ich mitten im verspiegelten Raum hinter einem sogenannten Stepper. Daneben liegen eine noch leere Langhantel und unterschiedlich schwere Gewichtscheiben. Meine wichtigsten Utensilien sind jedoch das Handtuch und die Wasserflasche.
"Gewicht aufnehmen!", fordert uns Fitness-Trainer Jochen zum Mitmachen auf. Jochen erfüllt weder das Klischee vom Drill-Instructor noch von Arnold Schwarzenegger. Im Gegensatz zu manch' anderem Fitness-Trainer will er auch nicht unsere "Muskulatur schocken", sondern den Kurs am Sonntagmorgen zum Lachen bringen.
"Weiß jemand von euch, was 'Smile' auf Deutsch heißt?", fragt Jochen rhetorisch, während wir uns mit leichtem Gewicht aufwärmen. Unwillkürlich lächle ich ihn an. Wenn Jochen nicht wäre, würde ich um diese Zeit wahrscheinlich noch im Bett liegen.
Als Erstes steht das sogenannte Rudern auf dem einstündigen Kursprogramm. Statt Paddeln ziehen wir die vollbeladene Langhantel im Takt der Musik von den Knien bis zur Hüfte.
"Pausen sind überflüssig und halten uns nur auf", meint Jochen zum Entsetzen aller Teilnehmer. Dennoch dehnen wir uns kurz, bevor wir die Runde zwei Mal wiederholen. Zeit zum Ausruhen bleibt nicht, denn die einzelnen Übungen sind auf die Minute genau auf die Musik abgestimmt.
Das Schöne an "Body Pump" ist, dass binnen einer Stunde alle Muskelgruppen trainiert werden. Als Nächstes ist der Trizeps an der Reihe. Dazu mache ich es mir - so gut es geht - auf dem Stepper bequem. Auf dem Rücken liegend sollen wir die Langhantel abwechselnd über den Bauch und die Stirn heben.
"Single!", ruft Jochen plötzlich. Gemeint sind nicht die alleinstehenden Teilnehmer im Raum, sondern schnelle, einzelne Wiederholungen.
Als ich schweißgebadet kurz davor bin, aufzugeben, höre ich Jochen nüchtern sagen: "Den Schmerz einfach ignorieren." Passend dazu ertönt aus den Lautsprechern der Musiktitel "I don't care".
"Was soll's", denke ich mir. "In einer Stunde ist alles vorbei. Dann kann ich mich den ganzen Tag über ausruhen!"
Mit zusammengebissenen Zähnen mache ich weiter. Beflügelt von meinem Durchhaltevermögen, lege ich für die Bizeps-Übung mutig sechs Kilo Gewicht auf die Stange. Das bringt mir nicht nur den Respekt von Jochen ein, sondern gibt mir auch den Rest.
"Den Bizeps-Muskel braucht ihr, um ein Eis zum Mund zu führen", erklärt Jochen den Sinn der Übung. "Wahrscheinlich kann ich nach dem Kurs nicht einmal mehr den Arm schmerzfrei heben", fährt es mir durch den hochroten Kopf, "aber Hauptsache ich mache im Eiscafé eine gute Figur!"
Nach einer Stunde "Body Pump" fühle ich mich wie nach einem Halbmarathon. Erschöpft räume ich die Geräte auf und schleppe mich mit letzter Kraft in den Aufzug nach unten.
Nora Reim
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