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Wirrwarr im Wunderland


Augsburger Puppenkiste und Stadttheater in der Stadthalle

12.06.2009 (fjh)
Enttäuscht haben das Stadttheater Augsburg und die Augsburger Puppenkiste am Donnerstag (11. Juni) in der Marburger Stadthalle. Ihre erste gemeinsame Produktion präsentierte am Fronleichnamstag im Rahmen der Hessischen Theatertage mit "Alice im Wunderland" ein weitgehend wortloses Wirrwarr unzusammenhängender Szenen.
Schon das Kunstmärchen von Lewis Carroll dürfen Lesende durchaus als Potpourri abgedrehter Assoziationen betrachten. Diese – bereits in der Vorlage nicht gerade stringente – Geschichte verpackten die Augsburger in eine wenig nachvollziehbare Mischung aus Tanz-Performance und Bilder-Revue.
Die kleine Alice folgt einem Kaninchen, das hastig durch die Gegend rennt. Auf einmal befindet sie sich im Wunderland. Alles hier erscheint fremd und merkwürdig.
Die Choreographie von Roberto Campanella zeigte Tanz und Bewegung auf durchaus stimmige Weise. Ihr fehlte aber der rote Faden, der die Geschichte auch für die kleinen Gäste nachvollziehbar gemacht hätte.
Die Leistungen der Darsteller waren dabei durchaus beachtlich. Sie bewegten sich immer passend über die Bühne. Allerdings kamen die wenigen Worte, die an diesem Abend zu hören waren, fast immer von einem eingespielten Band.
Szenen-Applaus erhielt auch ein Hund, der auf der Bühne eine perfekte Tanz-Einlage darbot. Allerdings war dieser Hund eine Marionette aus der Augsburger Puppenkiste.
Mit Hilfe der Puppen brachte die Inszenierung auch unterschiedliche Größenverhältnisse zwischen dem Personal des Märchens und Alice gekonnt auf die Bühne. Insofern erwies sich der Stoff als gutes Material für eine gemeinsame Umsetzung von Puppen- und Menschen-Theater.
Allerdings war die Inszenierung wenig geeignet, um Kinder wirklich in ihren Bann zu ziehen. Ebenso wie viele Erwachsene saßen die kleinen Zuschauer eher irritiert in den Rängen. Häufig waren geflüsterte Fragen von Kindern an ihre achselzuckenden Eltern zu vernehmen.
Wer mit den wunderbaren Weihnachtsmärchen der Augsburger Puppenkiste im Fernsehen aufgewachsen ist und mit der Erwartung in die Stadthalle gekommen war, ihm würde "Alice im Wunderland" nun auch auf ähnlich einfühlsame und liebevolle Weise erzählt werden, der ging hinterher betrübt nach Hause. Wer allerdings nur gucken und sich von Bildern überfluten lassen wollte, dem mag die Inszenierung einiges geboten haben. Angesichts der überbordenden Bilder-Flut im Fernsehen ist das aber gerade für Kinder wohl eher die falsche pädagogische Richtung.
Franz-Josef Hanke
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