09.06.2009 (fjh)
"In dieser Mühle muss man weghören lernen." Diesen Rat hört Krabat von einem seiner Kollegen in der unheimlichen Mühle, während der Alt-Geselle Tonda um sein Leben schreit.
Im Rahmen der
Hessischen Theatertage hat das Nürnberger
Theater "Pfütze" am Montag (8. Juni) in der Marburger Stadthalle Ottfried Preußlers Märchen "Krabat" auf die Bühne gebracht. Die Geschichte des Zauberlehrlings Krabat in der mysteriösen Mühle verzauberte fast 300 große und kleine Zuschauerinnen und Zuschauer knapp zwei Stunden lang.
Völlig ausgehungert gelangt der junge Krabat auf eine Waldlichtung. Gänzlich unverhofft steht er dort vor einer Mühle. Er hofft auf Nahrung und klopft an.
Der Meister nimmt ihn als Lehrling auf. Krabat willigt ein, nicht nur das Müller-Handwerk zu erlernen, sondern auch "sonst noch alles andere".
Doch bald schon muss Krabat lernen, dass dieser Meister ihn nicht mehr lebend laufen lassen wird. Jedes Jahr muss einer seiner Gesellen sterben, damit der Zaubermeister weiterleben kann.
Krabats einzige Chance ist die Liebe eines Mädchens, das den Meister um die Freilassung ihres Geliebten bittet. Wenn sie ihn aber - auch in verzauberter Gestalt als Raben - nicht erkennt, muss auch sie sterben.
Spannend und eindringlich hat Christopher Gottwald Preußlers Märchen inszeniert. Eine geradezu unheimliche Stimmung erzeugten die Darsteller durch die gesungenen Zaubersprüche, bei denen die tiefe und sonore Stimme des Hexenmeisters unter den höheren und klareren Stimmen der jungen Lehrlinge und Gesellen schwebt. Fast hört sich diese Musik von Martin Zels ähnlich an wie eine Mischung aus tibetischen Mönchs-Mantren und gregorianischen Gesängen.
Auch das Bühnenbild von Andreas Wagner mit einem großen Mühlrad verhalf dem Publikum zu einer angemessenen Einstimmung in die Geschichte. Trotz der notwendigen Verkürzung der Handlung erzeugte die Inszenierung eine packende und mitreißende Atmosphäre.
Besonders heraus ragten die Leistungen von Christof Lappler als Juro, der sich gekonnt trottelig stellt, um im entscheidenden Moment durch List und Weisheit zu glänzen. Aber auch Martin Zels als Krabat und Werner Koller als herrschsüchtiger Zaubermeister mit einer bedrohlich wirkenden dunklen Stimme sowie Daniela Dillinger als Kantorka mit einer hellen Singstimme überzeugten absolut.
Wieder und wieder lockerten die Darsteller die düstere Handlung mit lebendigem Gesang auf. Sei es nach den Mahlzeiten in der mysteriösen Mühle oder bei der Kirmes im Nachbardorf, der gekonnte Gesang durchbrach die bedrohliche Grundstimmung der verhexten Handlung zur Erleichterung des Publikums immer wieder hoffnungsfroh.
Bezeichnend war die Darstellung des Mals der geheimen Bruderschaft in Form eines Davidsterns. Er kennzeichnete die todgeweihten Müllerburschen und veranschaulichte zugleich ihre geringe Aussicht auf ein Überleben.
Dich die Kraft ehrlicher Liebe ist stärker als jeder böse Zauber. Mit dieser tief unterfütterten Erkenntnis entließen die Nürnberger das begeisterte Publikum am Montagabend schließlich erleichtert nach Hause. Nach dem unvermeidlichen Happy End des von Preußler nacherzählten alten sorbischen Märchens wich die zuvor durchaus bedrückende Stimmung spätestens draußen vor der Stadthalle beglückender Heiterkeit und lebensbejahender Hoffnung.
Franz-Josef Hanke
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