30.05.2009 (fjh)
"Die bösen Rollen bleiben besser im Gedächtnis haften." Diese Erkenntnis aus einem Interview des Schauspielers Mario adorf zitierte Prof. Dr. Dieter Senghaas am Freitag (29. Mai) in seiner Laudatio auf das Projekt "Peace counts on Tour".
Das Medien-Projekt des Instituts für Friedenspädagogik in Tübingen und der Agentur "Zeitenspiegel" wurde mit dem Peter-Becker-Preis für Friedensforschung ausgezeichnet. Das prämierte Projekt wird getragen vom Institut für Friedenspädagogik in Tübingen und dem Journalisten-Netzwerk "Peace counts". Unterstützt wurde die medienpädagogische Aktion bisher vom Institut für Auslandsbeziehungen (IfA), der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) und dem evangelischen Hilfswerk "Brot für die Welt".
"Peace Counts on Tour" will die Wahrnehmung für Ursachen und Eskalationsverläufe von gewaltsamen Auseinandersetzungen in Krisenregionen erweitern und dazu beitragen, Konflikte gewaltfrei zu lösen. Im Mittelpunkt der weltweiten Tour steht die multimediale Ausstellung "Peacebuilders around the World" mit- vom Journalisten-Netzwerk "Peace Counts" recherchierten, veröffentlichten und vom Institut für Friedenspädagogik didaktisch aufbereiteten - Beispielen von Friedensstiftern.
"Friedens- und Konfliktfähigkeit sollen gefördert und der Blick für neue Handlungs- und Lösungsansätze geschärft werden. Das Projekt verknüpft Erkenntnisse aus der Friedens- und Konfliktforschung mit moderner Friedenspädagogik und konstruktivem Journalismus", lobte Senghaas. "Peace counts on Tour" widerlege die häufig zu hörende Auffassung, Frieden sei langweiliger als Konflikte und Krieg.
Mit spannenden Reportagen stelle das Projekt Menschen vor, die in ihrem Umfeld aktiv für Friedensstiftung eintreten. Diese Beispiele dienen anderen Gruppen dann als Quelle der Inspiration für die jeweiligen Konflikte vor Ort.
Bisherige Stationen der Tour waren Sri Lanka, Mazedonien, die Philippinen, die Elfenbeinküste, Russland und Indien. Weitere Stationen sind Kolumbien und Südafrika.
Während bislang wissenschaftliche Arbeiten im Mittelpunkt gestanden haben, habe die Jury sich diesmal bewusst für ein praktisches Projekt entschieden, erklärte Dr. Peter Becker. Der Marburger Rechtsanwalt hat den nach ihm benannten Preis im Jahr 2004 gestiftet.
DenPeter-Becker-Preis verleiht die
Philipps-Universität für Arbeiten oder Projekte, die wissenschaftliche Erkenntnisse über die Entstehung, den Verlauf und die Bearbeitung von Konflikten vorantreiben und eine praktische Umsetzung im Sinne einer Konfliktregelung ermöglichen. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird alle zwei Jahre vergeben. Er gehört zu den bestdotierten sozialwissenschaftlichen Auszeichnungen in Deutschland. Bisherige Preisträger waren Dr. Ulrich Schneckener und Prof. Dr. Herbert Wulf.
Die diesjährigen Preisträger stellten ihre Arbeit mit einem Film vor. Er sei zwar noch nicht ganz fertiggestellt, zeige aber bereits die Arbeitsweise von "Peace counts on Tour", erklärte Uli Jäger vom Institut für Friedenspädagogik.
In einem "Round-Table-Gespräch" diskutierte Martin Gleich von "Peace counts" im Anschluss an die Preisverleihung mit den Fernseh-Journalisten Jörg Armbruster vom Südwestrundfunk (SWR) und Esther Schapira vom Hessischen Rundfunk (HR) über Kriegs- und Friedensberichterstattung. Die Medien sollten nicht nur über Konflikte berichten, forderte Gleich. Sie sollten auch diejenigen Menschen vorstellen, die vor Ort an Lösungen arbeiten.
Letztlich blieben die Einsicht, dass über Kriege und Konflikte berichtet werden muss, und der Wunsch, positive Beispiele von Konfliktlösungen noch stärker öffentlich zu machen, nebeneinander stehen. Eindeutig war dabei die Sympathie der Anwesenden mit den Preisträgern. Sie versprachen dem Marburger Universitätsinstitut, künftig mit dessen Forscherinnen und Forschern sowie Studierenden zusammenzuarbeiten.
Franz-Josef Hanke
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