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Sonderforschungsbereich untersucht Allergien

26.05.2009 (fjh)
ie entstehen Allergien? Wie können sie verhindert und wie können bessere Therapien entwickelt werden? Mit diesen Fragen werden sich Wissenschaftler des Sonderforschungsbereichs "TR22 - Allergische Immun-Antworten der Lunge" auch in Zukunft intensiv auseinandersetzen können.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat gerade für weitere vier Jahre dessen Förderung in Höhe von zehn Millionen Euro bewilligt. Koordinator und Sprecher des Konsortiums ist der Marburger Prof. Dr. Harald Renz.
Außer der Philipps-Universität sind das Leibniz-Forschungszentrum in Borstel sowie die Ludwig-Maximilians-Universität München und die Technische Universität München beteiligt. Von der Fördersumme der DFG sowie von den Forschungsgeldern für die Grundausstattung über etwa zwei Millionen Euro, die die beteiligten Universitäten aufbringen, wird der Philipps-Universität etwa die Hälfte zufließen.
Insgesamt werden etwa 40 Stellen aus den Forschungsmitteln finanziert. Ebenfalls die Hälfte davon ist in Marburg angesiedelt.
"Das beweist einmal mehr die gute Positionierung der medizinischen Forschung an der Philipps-Universität“, freute sich Prof. Dr. Katharina Krause. Sie ist als Vizepräsidentin der Philipps-Universität für Forschung und Wissenstransfer zuständig.
Im Rahmen des nationalen Netzwerks wird vor allem die schwerste Form allergischer Erkrankungen in den Atemwegen erforscht: Das Asthma bronchiale. Bei Allergien kommt es zu einer Fehlprogrammierung des Abwehrsystems: Es reagiert mit übertriebener Anstrengung auf eigentlich harmlose Umwelt-Antigene wie Pollen, Tierhaare, Hausstaub-Milben und Nahrungsmittel. Dadurch entwickelt sich dann eine Entzündung an den Grenzflächen des menschlichen Körpers zu seiner Umwelt.
In der ersten Förderperiode kam das Forscherkonsortium zu einer Reihe neuer und wichtiger Erkenntnisse. So ist jetzt klar, dass die Fehlprogrammierung des Abwehrsystems schon sehr früh im Leben entsteht. Sie wird bereits im Mutterleib während der Schwangerschaft angelegt.
Darüber hinaus spielt insbesondere das erste Lebensjahr für die Programmierung von Allergien eine ganz wichtige Rolle. An einer normalen Ausreifung der Immun-Antwort sind zumeist harmlose Bakterien der Umwelt beteiligt. Ein wichtiges Beispiel hierfür ist die Besiedlung des Magen-Darm-Trakts mit Keimen.
So finden sich mehr Keime im Darm, als der Mensch an Zellen besitzt. Viele dieser Keime stimulieren und regulieren die Entwicklung einer normalen Immun-Antwort. Dieses Konzept wird heute unter dem Begriff der "Hygiene-Hypothese" zusammengefasst.
Eine Modellsituation, in der diese Prozesse besonders gut funktionieren, ist der traditionelle Bauernhof. "Wir wissen schon seit längerem, dass Kinder, die auf traditionellen Bauernhöfen groß werden, viel weniger Asthma entwickeln als Stadtkinder", berichtete Renz. Die Wissenschaftler konnten Keime entdecken, die offensichtlich ganz besonders stark schützende Effekte vor der Entwicklung von Asthma haben.
"Es ist unser Ziel, die molekularen Mechanismen zu verstehen, die zum Allergieschutz führen", erklärte Renz. Daraus wollen die Forscher neue Konzepte für Strategien zur Allergie-Vermeidung und zur Entwicklung noch besserer Therapien ableiten.
Marburg hat sich in den letzten Jahren zu einem Zentrum der Allergieforschung entwickelt. Eine bundesweite Erhebung, die kürzlich im "Atlas zur Allergieforschung in Deutschland" veröffentlicht wurde, weist Marburg in der Spitzengruppe der nationalen Allergieforschungszentren aus. An der Philipps-Universität wird interdisziplinär an der Erforschung dieser Erkrankungen gearbeitet.
Im Konsortium des Sonderforschungsbereichs arbeiten Wissenschaftler aus der Klinik für Pneumologie, der Dermatologie, der Kinderklinik sowie die Institute für Immunologie und für Mikrobiologie mit der Abteilung für Klinische Chemie zusammen.
Allergien sind die häufigsten chronischen Fehl-Regulationen des Abwehrsystems. Viele Menschen wissen nicht, dass sie unter einer Allergie leiden oder wogegen sie allergisch sind. Das hat zur Konsequenz, dass sie keine oder keine optimale Therapie erhalten.
"Dieser dramatische Umstand hat ganz wesentlich damit zu tun, dass die Erkenntnisse über allergische Erkrankungen nach wie vor sehr lückenhaft sind", erklärte Renz. "Deshalb ist es umso wichtiger für uns, dass die DFG eine zweite Förderperiode unseres Sonderforschungsbereichs bewilligt hat."
pm: Philipps-Universität Marburg
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