16.05.2009 (ute)
Das kleine Zimmerchen im Kaiser-Wilhelm-Turm war am Freitag (15. Mai) bis auf den letzten Platz besetzt. Im eleganten Hosenanzug trat Emilia Blumenberg dort auf die Bühne und stimmte das erste Lied an, gekonnt begleitet am Klavier von Justus Noll.
Marlene Dietrich wurde an diesem Abend vor den Augen der Zuschauer lebendig. Blumenberg interpretierte gekonnt Sprechgesang und Intonation der Dietrich, drückte in Gestik und Mimik das Wesen der großen Chanteuse aus.
"Zart, sinnlich und charmant" nannte Blumenberg die Lieder ihres Vorbilds. Die Sängerin entwarf während des Abends einen großen Spannungsbogen. Sie sang, sprach und hauchte nicht nur alle bekannten - aber auch unbekannten- Lieder, sondern erzählte dazwischen aus dem Leben der Schauspielerin und Sängerin. Von ihrem väterlichen und mütterlichen Erbe, von ihren ersten beruflichen Schritten, von ihrer frühen Heirat mit "Rudi", der später ihr Manager wurde und mit dem sie nach der Geburt ihres ersten und einzigen Kindes nur noch eine "Geschwisterliebe" verbunden habe, berichtete Blumenberg ebenso wie von ihrer späteren Karriere.
Lieder wie "Making whoopy" erheiterten das Publikum. Lasziv und sinnlich hauchte Blumenberg Friedrich Hollaenders Lied "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" ins Mikrophon. Einzig und allein ihre Interpretation von "Sag mir, wo die Blumen sind" von Max Kolpe verfärbte den Abend, hatte sie doch die Struktur des Lieds so verändert, dass das Kunstwerk um seine poetische und wirkungsvolle Architektur beraubt wurde.
Blumenberg und Noll war mit ihrer Darstellung die intensive Auseinandersetzung mit dem verstorbenen Weltstar anzumerken. "Ich schrieb und er hörte", beschrieb Blumenberg den künstlerischen Prozess, bei dem sie Filme und Tonmaterial durchgegangen waren, um Texte und Noten für Lieder zu entwerfen, für die es keine Aufzeichnungen gab.
Mit der Aufführung im Kaiser-Wilhelm- Turm ist Blumenberg und Noll eine eigene Interpretation der Lieder von Marlene Dietrich gelungen. Damit haben sie sich an die schwierige Aufgabe herangewagt, die Lieder und die Darstellungsweise eines Weltstars wiederzugeben.
Dass diese Interpretation gelungen ist, quittierten auch die Zuhörer entsprechend. Zu Recht wurde zum Schluss lange geklatscht.
Ute Schneidewindt
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