15.05.2009 (fjh)
Einen Antrag der Marburger Linken zum 6. Kongress für Psychoterapie und Seelsorge hat die Stadtverordnete Halise Adsan bei der Sitzung des Stadtparlaments am Freitag (15. Mai) begründet. die umstrittene Veranstaltung findet von Mittwoch (20. Mai) bis Sonntag (24. Mai) in Räumen der
Stadt Marburg und der
Philipps-Universität statt.
Eine Referentin und ein Referent sehen sich dem Vorwurf ausgesetzt, dass sie Homosexualität
für therapiebedürftig halten. Gerade diese Referentin und dieser Referent müssten nach Ansicht der Linken-Stadtverordneten die Möglichkeit begrüßen, sich mit einer solchen Kritik auseinanderzusetzen, wenn sie sie für ungerechtfertigt halten sollten.
Bis vor wenigen Jahrzehnten wurde Homosexualität in der Bundesrepublik nach dem Paragraphen 175 des Strafgesetzbuches schwer bestraft. Im deutschen Faschismus wurden homosexuelle Männer verfolgt und mit dem rosa Winkel in Konzentrationslager gesperrt.
Von daher ist es für Adsan völlig nachvollziehbar, wenn Schwule und Lesben in Deutschland außerordentlich wachsam auf alle Tendenzen reagieren, die Anlass zu ihrer erneuten Diskriminierung geben könnten. Darum hält die Linken-Fraktion es für angemessen, wenn die Stadtverordnetenversammlung die Veranstalterinnen und Veranstalter auffordert, auch Vertreterinnen und Vertreter der Homosexuellen-Bewegung bei der evangelikalen Veranstaltung zu Wort kommen zu lassen und wenn die Stadtverordneten grundsätzlich erklären, dass in Marburg keinerlei Diskriminierung von Schwulen und Lesben als krank oder gar Kinder gefährdend hingenommen wird.
"Wir halten eine solche Meinungsäußerung der Stadtverordnetenversammlung nicht für einen Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit", bekräftigte die Linken-Stadtverordnete . Niemand bestreite der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge das Recht, Kongresse abzuhalten.
"meinetwegen auch in Marburg", erklärte Adsan. "Und niemand bestreitet ihr das Recht, diejenigen Referentinnen und Referenten einzuladen, die sie einladen will."
Aber wer diese selbstverständlichen Rechte in Anspruch nehme, sollte ihrer Ansicht nach auch anderen das Recht zuerkennen, Kritik zu üben.
"Angesichts der deutschen Vergangenheit, die im Umgang mit Minderheiten bis heute noch nicht ganz vergangen ist, gehört unsere Solidarität den Verfolgten von gestern, die heute für die Verteidigung einer offenen Gesellschaft eintreten", erklärte Adsan abschließend.
pm: Marburger Linke
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