Logo: marburgnewsMobile Marburgnews

Zum Menü

BliStA Marburg an der Spitze


Blindenschriftlesung bei der Tour de Braille

07.05.2009 (rar)
Eine Lesetour startet der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV). Damit möchte er den Franzosen Louis Braille ehren.
Vor 200 Jahren wurde der Erfinder der Blindenschrift geboren. Die nach ihm benannte "Braille"-Schrift war für blinde Menschen eine Revolution. Vergleichbar ist das mit dem Buchdruck für Sehende.
Durch die tastbare Punktschrift konnten Blinde sich informieren, bilden und miteinander kommunizieren. In der Folge entstanden Blindenschulen, Blindenvereine und eine starke Selbsthilfe-Bewegung.
Auch heute gibt es beispielsweise für blinde Berufstätige keine Alternative zur Blindenschrift. Die Brailleschrift hat sogar den Sprung ins Computer-Zeitalter geschafft. Spezielle Displays stellen die Buchstaben mit beweglichen Stiften dar. So können Blinde einen Computer nutzen oder sogar selbst programmieren.
Auf Verpackungen sichert die Tastschrift das Erkennen von Medikamenten. Auf diese Weise wird sie mitunter lebenswichtig.
Trotzdem sind zahlreiche Blindenschrift-Angebote gefährdet. Der DBSV spricht von einem drohenden "Schriftkompetenz-Verlust blinder Menschen“.
Beispielsweise fehlt es an qualifizierten Lehrkräften und geeigneten Materialien. Häufig wird Blindenschrift an den Schulen durch Hörangebote verdrängt.
Das führt dann unter anderem zu Rechtschreib-Fehlern. Im Privatleben sind sie zwar nur peinlich, aber im Berufsleben kann man sie sich einfach nicht leisten.
Der DBSV wird deshalb am Freitag (8.Mai) in Mainz eine Erklärung verabschieden, um auf die große Bedeutung der Punktschrift für das private und berufliche Umfeld der Blinden hinzuweisen. Ausserdem wird er Forderungen für ihren Bestand und ihre Förderung aufstellen.
"Mainz, wo der Buchdruck erfunden wurde, ist genau der richtige Ort, um ein deutliches Zeichen für die Blindenschrift zu setzen, der wir so viel verdanken", sagte DBSV-Präsidentin Renate Reymann dazu. "Selbst lesen und schreiben zu können, muss auch weiterhin für alle blinden Menschen selbstverständlich sein!"
Zu Ehren Brailles hat der DBSV auch die "Tour de Braille" mit Blindenschrift-Lesungen in ganz Deutschland gestartet. Über 200 Lesungen sind bereits unter www.tour-de-braille.de eingetragen.
Auch in Marburg wird Braille durch eine solche Lesung geehrt. Aus der deutschen Fassung des Romans "The Go-Between" von L. P. Hartley lesen die blinde Schülerin Christina Schwarz und der blinde Lehrer Jürgen Rupprath. Schwarz ist Siegerin des bundesweiten Brailleschrift-Lesewettbewerbs des DBSV.Rupprath ist Lehrer an der Deutschen Blindenstudienanstalt (BliStA).
Das Buch ist ein Sittengemälde der edwardianischen Gesellschaft: Der 13-jährige Leo gerät in seinen Sommerferien auf dem Schloss eines Freundes in eine verzwickte Lage. Er wird der Liebesbote zwischen der schönen Tochter des Schlossherrn und einem Lohnbauern.
Durch seine kleinen Hilfen gerät er so ungewollt immer tiefer in das gefährliche Spiel und den Strudel der Gefühle, den es mit sich bringt. Plötzlich scheint eine Katastrophe unvermeidbar.
Die Lesung am Montag (18. Mai) um 20 Uhr in der Buchhandlung Elwert an der Reitgasse wird gemeinsam von der Buchhandlung und der blista veranstaltet. Der Eintritt ist frei.
Im Anschluss besteht Gelegenheit zum Gedankenaustausch sowie die Möglichkeit, sich über die Blindenschrift zu informieren. Außerdem werden drei Exemplare des Romans in "normaler Schrift" verlost.
pm: Deutsche Blindenstudienanstalt
Text 2170 groß anzeigen

www.marburgnews.de

© 2017 by fjh-Journalistenbüro, D-35037 Marburg