01.05.2009 (fjh)
"Wir zahlen nicht für Eure Krise." Mit diesem Slogan garnierte Holger Timmer am Freitag (1. Mai) seine Mairede auf dem Elisabeth-Blochmann-Platz. Vor fast 1.000 Menschen sprach der Erste Bevollmächtigte der Industriegewerkschaft Metall Mittelhessen auf der Kundgebung des
Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) zum internationalen "Tag der Arbeit".
Gut 300 Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter waren kurz nach 11 Uhr beim Gewerkschaftsbüro an der Bahnhofstraße losgegangen. Zunächst führte der Mai-Umzug sie die Elisabethstraße entlang und den Steinweg hinauf in die Oberstadt.
Auf dem Marktplatz erinnerte der Marburger Gewerkschaftssekretär die inzwischen bereits gut 600 Anwesenden an die Zerschlagung der Gewerkschaften im Jahr 1933 durch das nationalsozialistische Gewaltregime. 1949 war der DGB nach dem Krieg wiedergegründet worden. 2009 feiert er also sein 60-jähriges Bestehen seit Kriegsende.
Stärker als im Vorjahr war anschließend der Andrang auf dem Elisabeth-Blochmann-Platz. Einzelgewerkschaften und andere Organisationen hatten hier zahlreiche Stände aufgebaut.
Für humorvolle – und dennoch zugleich immer wieder auch hochpolitische – Unterhaltung sorgte Rainer Husel. Der Marburger Musiker unternahm gemeinsam mit den Anwesenden einen musikalischen Streifzug durch die 60 Jahre der DGB-Nachkriegsgeschichte. Von "Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien" aus dem Jahr 1949 über "What a wonderful World" aus den späten 50er Jahren und einen Song der Beatles aus den 60ern führte er das Publikum bis in die moderne Zeit.
Hier assistierte ihm die junge Sängerin Chantel Jensen. Stimmgewaltig stimmten beide modernere Stücke an und begeisterten so das Publikum.
Immer wieder ließ Husel die Anwesenden auch mitsingen. Besondere Heiterkeit löste das Singen mit verteilten Rollen bei dem Georg-Kreisler-Klassiker "Gehen wir Tauben vergiften im Park" aus.
Am Nachmittag ging schließlich ein hochpolitischer und zugleich vergnüglicher Tag zu Ende. Zuvor hatte Timmer die Forderung nach einem dritten Konjunkturpaket mit Investitionen in Bildung, Öffentliche Verkehrsmittel und die Breitband-Verkabelung erhoben. Unter dem Beifall der Anwesenden hatte er die Zockerei der Banker kritisiert und eine Begleichung ihrer Schulden durch den Staat kategorisch abgelehnt.
Wahrscheinlich war es die internationale Wirtschaftskrise, die in diesem Jahr viele – gerade auch jüngere – Menschen auf die Beine gebracht hatte. Die Forderung nach einem grundlegenden Umsteuern anstelle des bisherigen Versuchs, die Krise mehr oder weniger mit altbekannten neoliberalen Methoden auszusitzen, stand im Mittelpunkt nahezu aller Äußerungen an diesem "Tag der Arbeit" 2009.
Franz-Josef Hanke
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