26.04.2009 (atn)
Mit "Sechs Tanzstunden in sechs Wochen" brachte das
Hessische Landestheater Marburg am Samstag (25. April) eine amerikanische Komödie von großem Unterhaltungswert auf die Bühne des Theaters am Schwanhof. In Richard Alfieris Stück liefen Christine Reinhardt und David Gerlach tänzerisch und komödiantisch zeitweilig zur Höchstform auf.
"Sechs Tanzstunden in sechs Wochen" hatte seine Erstaufführung 2001 in Los Angeles. In Deutschland war es zuerst 2003 in Berlin zu sehen. Die Marburger Inszenierung der Komödie leitete Peter Radestock. Unter anderem unterstützte ihn dabei die noch junge Dramaturgin Janina Wolf. Bei der Vorbereitung der tänzerischen Elemente kooperierte das Theater mit der Tanzschule Henseling.
"Sechs Tanzstunden in sechs Wochen" ist der Name einer Tanz-Agentur. Lily Harrison ist eine alleinstehende Dame aus gehobenem Milieu. Sie nimmt mit dieser Agentur Kontakt auf, um sich einen Tanzlehrer ins Haus zu bestellen.
Schon vom ersten Moment an ist klar, dass Michael Minetti den ersten Erwartungen Lilys nicht entspricht. Ihre Geduld und ihre Fassung werden von Michael vom ersten Augenblick an sehr strapaziert.
Michael ist aus New York nach Florida gezogen. Im Gegensatz zu Lily aber nicht wegen des guten Klimas. Mit der oberen Mittelschicht kann er nicht viel anfangen. Lily, die Gattin eines Baptistenpredigers, findet er anfangs in jeder Hinsicht verknöchert. So treffen in der ersten Begegnung der beiden nicht nur Klischees, sondern auch Weltsichten aufeinander. Mangelnde Kommunikationsfähigkeit und ein dickes Schild aus alten Verletzungen, das beide umgibt, machen erste Öffnungen und das gegenseitige Kennenlernen schwer.
Reinhardt und Gerlach kommen neben dem Spielen mindestens genauso oft zum Tanzen. Reinhardt füllt ihre Rolle mit viel Schwung und Lebenslust und vollkommen überzeugend aus. Gerlach legt den strengen Perfektionisten zwar nicht ganz ab, beweist in seiner Rolle des homosexuellen Tanzlehrers aber seine Vielseitigkeit. Das Publikum bringt er beinahe am laufenden Band und oft auch aus dem Nichts heraus zum Lachen.
Im Laufe des zweistündigen Stücks kommen die Lebensgeschichte und das Gefühlsleben Lilys und Michaels an die Oberfläche. Das geschieht durch das Belebende der Musik oder die gegenseitige Nähe beim Tanzen.
Wie im Boulevard-Theater üblich, passiert das in nicht allzu dramatischen Handlungen, sondern in eher alltäglichen Szenen.
Die Zuschauer werden in "Sechs Tanzstunden in sechs Wochen" nicht mit einem verquickten Erzählstrang oder einem hohen literarischen Anspruch überfordert. Zuallererst werden sie unterhalten. Das schien im - bis auf den letzten Platz besetzten - Theatersaal am Premiere-Abend auch gut angekommen zu sein.
Alfieris Stück hat nicht viel intellektuellen Tiefgang. Es ist eher Theater zum Entspannen, zum Kopf-Abschalten. Und es macht Lust, das Tanzbein zu schwingen. Dazu wird den Theatergästen nach jeder Vorstellung auch die Möglichkeit gegeben.
Anika Trebbin
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