22.04.2009 (fjh)
"Wehe, wenn sie losgelassen!" Dieses Zitat des Dichterfürsten Friedrich Schiller ist zugleich das Motto der Hessischen Theatertage. Von Dienstag (2. Juni) bis Sonntag (14. Juni) finden sie in Marburg statt.
"Ich freue mich, dass Marburg 13 Tage lang hessische Theater-Hauptstadt sein wird", erklärte Oberbürgermeister Egon Vaupel. Gemeinsam mit der städtischen Kulturdezernentin Dr. Kerstin Weinbach und dem Theaterintendanten Ekkehard Dennewitz vom
Hessischen Landestheater (HLTh) sowie Vertretern der beteiligten Bühnen stellte der Oberbürgermeister der
Stadt Marburg am Mittwoch (22. April) im Rathaus das umfangreiche Programm der Veranstaltung vor.
41 Aufführungen werden während der Theatertage an unterschiedlichen Spielorten zu sehen sein. Neben dem Theater am Schwanhof (TaSch) und dem Erwin-Piscator-Haus (EPH) sollen auch Aufführungen im Freien sowie Acts im öffentlichen Raum stattfinden.
Integriert in die Hessischen Theatertage ist erstmals auch die 14. Hessische Kinder- und Jugendtheaterwoche. Dank des üppigen Budgets der Gesamtveranstaltung von 243.000 Euro wird sie diesmal einige besondere Schmankerl bieten können.
Als "Highlight" nannte Jugendfestival-Leiter Jürgen Sachs beispielsweise eine Inszenierung des Stadttheaters Augsburg. Gemeinsam mit der Augsburger Puppenkiste haben die Schauspieler "Alice im Wunderland" umgesetzt. Diese Inszenierung ist die erste gemeinsame Aufführung des bundesweit beliebten Puppentheaters mit einem "richtigen" Theater.
Wieder mit von der Partie beim Kinder- und Jugendfestival ist auch das "Danstheater AYA" aus Amsterdam. Bereits bei vorangegangenen Veranstaltungen hatte die Truppe eindrucksvolle Darbietungen geboten.
Tanz für die Erwachsenen bietet "L'amour sorcier" aus Biarritz. Die Gruppe um den Choreographen Thierry Malandain verlängert mit ihrem Marburger Gastspiel einen Partnerschafts-Besuch in der Hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden.
"Wie Herrn Mockinpott das Leiden ausgetrieben wurde", erklärt die deutschsprachige Abteilung des Nationaltheaters "Radu Stanca" aus Marburgs rumänischer Partnerstadt Sibiu. Das Stück präsentieren die Hermannstädter auch in ihrer siebenbürgischen Heimat in deutscher Sprache.
"Marburg soll voll von pulsierendem Leben sein", wünschte sich Dennewitz für die Theatertage. Der Intendant des HLTh kündigte an, dass während der Theatertage eine "Festival-Meile" entlang der Lahn von der Stadthalle (EPH) bis zum TaSch führen wird.
Mit einem Bauwagen will Dennewitz an drei Stellen in der Stadt für das Ereignis werben. Ein leerstehendes Ladenlokal am Marktplatz dient ab sofort als Veranstaltungsbüro. Außerdem werden die beteiligten Theater jeweils ein Schaufenster irgendwo in der Stadt gestalten.
Bereits jetzt fährt ein Linienbus der
Stadtwerke Marburg (SWM) Reklame für die Hessischen Theatertage. Die
Sparkasse Marburg-Biedenkopf (SKMB) und die SWM sind die wichtigsten Sponsoren der Theatertage außer der Landesregierung in Wiesbaden.
Alle zwei Jahre finden die Hessischen Theatertage abwechselnd am Sitz eines der sechs hessischen Landes-, Staats- oder Stadttheater statt. Zum letzten Mal in Marburg waren sie im Sommer 2001.
Dass die Veranstaltung schon 2009 wieder nach Marburg kommt, verdankt die Stadt der Großzügigkeit des Kasseler Intendanten Thomas Bockelmann. Er hatte auf seine Option für eine Durchführung in Kassel zugunsten Marburgs verzichtet, um dem scheidenden Marburger Intendanten in seiner vorletzten Spielzeit noch einmal die Ausrichtung der Theatertage zu ermöglichen.
Bei den Theatertagen in Marburg präsentiert das
Staatstheater Kassel drei Produktionen: "Bakchen" von Euripides ist ein antikes Stück über Lust, Weinseligkeit und die – nicht immer nur schönen – Folgen. "Das Ding aus dem Meer" hat die Autorin Rebekka Kricheldorf erst kürzlich geschrieben. Sie sei sozusagen eine "Haus-Autorin" des Staatstheaters Kassel, erklärte Bockelmann. Gleiches gelte auch für Angela Khuon-Siefert, die das Kinder-Stück "Die phantastischen Drei" über die Angst von drei Pferden vor dem Pferdemetzger zu Papier gebracht hat.
"The Black Rider" hat Robert Wilson seine Adaption einer Oper von Carl Maria von Weber genannt. "Der Freischütz" hat in der Inszenierung des
Staatstheaters Darmstadt Musik von Tom Waits und eine modernisierte Handlung erhalten.
"Der kleine Wassermann" kommt vom jungen
Staatstheater Wiesbaden auf die Marburger Bühne. Ein weiteres Stück des Kinderbuchautors Ottfried Preußler inszenieren die Gastgeber selbst": Die geheimnisvolle Geschichte von "Krabat" nimmt das HLTh eigens für die Kinder- und Jugendtheaterwoche neu in sein Repertoire auf.
Franz-Josef Hanke
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